Wellbeing – die Kunst, sich wohlzufühlen

Mindestens so lange wie die Suche nach dem Sinn des Lebens, ist jene nach dem Wohlbefinden. Der Begriff scheint eindeutig, dabei ist er in Wahrheit sehr komplex. Schließlich basiert das Wohlbefinden nicht, wie so oft vermutet, nur auf körperlicher Unversehrtheit. Es gibt viele weitere Faktoren, die dafür sorgen, dass wir uns wohlfühlen. Wir erforschen heute, was es mit dem Begriff auf sich hat und was zum Wohlbefinden beiträgt. Zudem verraten wir 5 Schritte, mit denen jeder sein persönliches Wellbeing aufbessern kann.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Der Begriff Wellbeing (Wohlbefinden) deckt den körperlichen und seelischen Bereich ab.
  • Das individuelle Wellbeeing kann selbst gefördert werden.
  • Selbstberichte helfen dabei, den Grad des Wohlbefindens zu messen.
  • Instrumente sind innere Zufriedenheit, positive Denkmuster und körperliche Gesundheit.
  • Resilienz und Wellbeing können sich gegenseitig beeinflussen.
  • Apps tragen dazu bei, das Wohlbefinden zu steigern.

Der Begriff Well-being oder Wellbeing

Der Begriff Wellbeing, zu Deutsch „Wohlbefinden“, wird häufig genutzt – meistens im Zusammenhang mit der Herstellung von Gesundheit. So wird von Steigerung der Lebensqualität und des Wohlbefindens gesprochen, wenn es um ernst zu nehmende Erkrankungen geht. Dabei ist es wichtig, dem eigenen Wohlbefinden nicht nur im Angesicht körperlicher Gefährdungen Aufmerksamkeit zu schenken. Schließlich kann das Wohlbefinden viel für uns tun.

Es existiert keine allgemeingültige Definition für das Wort „Wohlbefinden“. Es wird davon ausgegangen, dass wer Gesundheit, Glück und Wohlstand erfährt, den Bereich gut abdeckt. Einfach gesagt, aber was bedeutet das für den Alltag? Das bedeutet, dass psychischer und physischer Gesundheit, einer hohen Lebenszufriedenheit und dem Sinn des Lebens genüge getan wird. Auch das Stressmanagement nimmt in Bezug auf den Begriff Wellbeing eine wichtige Rolle ein.1

Wie entsteht Wohlbefinden (Well-being)?

Wir alle sind bewusst oder unterbewusst auf der Suche nach Wohlbefinden. Es lockt mit vielen positiven Aussichten. Wer sich glücklich, gesund, zukunftsorientiert und sozial verbunden fühlt, scheint positiver durch die Welt gehen zu können. Beim Anblick der Gesellschaft kann allerdings der Eindruck gewonnen werden, dass Wellbeing rückläufig ist. Kein Wunder, angesichts des hohen Stresspegels, dem sich Menschen tagtäglich aussetzen. Bei der Suche nach mehr Wohlbefinden schließt sich automatisch die Frage an, woher das wohlige Gefühl eigentlich stammt.

Die gute Nachricht ist, dass wir selbst Wohlbefinden produzieren können, und zwar mit unseren Gedanken und Handlungen. Nicht immer haben wir darüber die Kontrolle. So können Erfahrungen, die wir nicht beeinflussen können, unsere Sicht auf den Tag trüben. Positives Denken, die Pflege von sinnvollen Beziehungen und die erfolgreiche Bewältigung beruflicher Herausforderungen laden allerdings unser Glückskonto auf. Das führt automatisch auch zu mehr Wohlbefinden.1

Experten ist es gelungen, in Untersuchungen verschiedene Aspekte ausfindig zu machen, die sich besonders auf das Wohlbefinden auswirken.2-12

Folgende Faktoren spielen dabei eine übergeordnete Rolle:

Körperliches Wohlbefinden

Ökonomisches Wohlergehen

Soziale Zufriedenheit

Weiterentwicklung

Aktivität

Das seelische Wohlbefinden

Geistige Gesundheit

Lebenszufriedenheit

Zufriedenstellende Arbeit

Well-being lässt sich nur schwer messen

Das eigene Wohlbefinden ist subjektiv. Demnach können Außenstehende nur schwer beurteilen, wann es uns gut gehen sollte und wann nicht. Der eigene Wellbeing-Status lässt sich nicht mit anderen vergleichen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass verschiedenen Aspekten im Leben eine unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird. Während manche Menschen vor allem nach finanzieller Unabhängigkeit streben, haben für andere die sozialen Kontakte oberste Priorität. Wenn Experten dem Wohlbefinden auf die Schliche kommen möchten, nutzen sie deshalb vorrangig Selbstberichte.13 Objektive Maßnahmen wie die Betrachtung der Arbeitslosenquote, der Kriminalität im Wohnumfeld und des Haushaltseinkommens können ebenso herangezogen werden.2

Ein internationaler Blick zeigt Schwachstellen auf

Wer über den Tellerrand schaut, erfährt viel über andere Menschen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat die Entfaltung von Wellbeing bzw. der entsprechenden Einflussfaktoren genauer unter die Lupe genommen. Dabei sind erstaunliche Ergebnisse ans Licht gekommen. Unter den 30 Mitgliedsländern gibt es demnach noch Verbesserungspotenzial.

Folgendes wurde festgestellt:14

In 40 % der OECD-Haushalte gibt es finanzielle Unsicherheiten.

Jeder 5. Haushalt verfügt über ein niedriges Einkommen.

Menschen widmen sich 30 Minuten weniger Familien und Freunden als noch vor 10 Jahren.

Ältere Personen erfahren im Gegensatz zu jüngeren Menschen beinahe dreimal häufiger keine soziale Unterstützung.

12 % der Männer und 15 % der Frauen assoziieren einen normalen Tag eher mit negativen als mit positiven Gefühlen.

7 % der Bevölkerung besitzt eine sehr geringe Lebenszufriedenheit.

All diese Beobachtungen geben Grund zu der Annahme, dass dadurch auch das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigt wird.

Well-being: das große Ganze verstehen

Vor nicht allzu langer Zeit wurden Körper und Psyche noch getrennt behandelt. Heute ist bekannt, dass ein seelisches Ungleichgewicht das körperliche Wohlbefinden entscheidend verringern kann – Stichwort: psychosomatische Erkrankungen. Andersherum können auch Erkrankungen, die chronisch verlaufen oder als sehr bedrohlich wahrgenommen werden, das Seelenheil gefährden. Eine Krebserkrankung kann beispielsweise dazu führen, dass die emotionale Balance aus dem Lot gerät, was bis hin zu Depressionen führen kann. Auch Wissenschaftler haben erstaunliche Erkenntnisse auf dem Gebiet gewonnen. So konnte festgestellt werden, dass starke Emotionen wie Trauer, Wut oder Angst zu einer Herzschwäche führen können. Unter Medizinern wird dafür der Begriff „Broken Heart“-Syndrom genutzt. Dem Gehirn soll demnach bei der Entwicklung der Symptome eine bedeutende Rolle zukommen. Im Fokus des Ganzen stehen ausgewählte Hirnregionen, die sowohl die Verarbeitung von Emotionen zulassen als auch die Kontrolle über unbewusste Körperfunktionen wie Atmung, Herzschlag und Verdauungsprozesse übernehmen.15 Vor dem Hintergrund der Studie nimmt Liebeskummer, der oft genau von den genannten Emotionen begleitet wird, eine ganz andere Bedeutung ein, nicht wahr?

Wohlbefinden steigern: Jeder bringt sein Päckchen mit

Wie bereits erwähnt, wird Wellbeing subjektiv empfunden. Kein Wunder, denn jeder hat in seinem Leben individuelle Erfahrungen gemacht oder bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit. So hat jeder sein Päckchen zu tragen. Aber egal, wie groß oder klein es ist, am Wohlbefinden kann immer etwas verändert werden.

Laut Untersuchungen beeinflussen folgende Rahmenbedingungen das persönliche Wohlbefinden:

genetische Veranlagungen

Persönlichkeitsmerkmale

Geschlecht

Alter

Verhalten

Informationsverarbeitung

Lebenserfahrungen

soziale Stellung

soziales Kapital

soziale Netzwerke

Arbeitswelt

gesellschaftliche Voraussetzungen

Im Rahmen von Zwillingsstudien konnten vereinzelt Hinweise darauf gefunden werden, dass genetische Veranlagungen eine Rolle spielen. Viel entscheidender scheinen laut Untersuchungen jedoch Persönlichkeitsmerkmale, das soziale Umfeld und das eigene Verhalten das Wohlbefinden zu beeinflussen.

Bei Frauen konnten geringe geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf Wellbeing festgestellt werden. Scheinbar haben sie häufiger mit Witwendasein, nachgelassener Attraktivität im Alter (selbst empfunden) und ökonomischer Benachteiligung zu kämpfen.16

TIPP: Gut zu wissen!

Die Glücksgefühle nehmen nach dem 50. Lebensjahr ab. Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Lebenszufriedenheit wieder zunimmt.16

Resilienz und Wellbeing: ein gutes Duo

Viele Studien, die sich mit der Informationsverarbeitung beschäftigen, konnten nachweisen, dass die psychische Gesundheit, die Lebensqualität und die Lebenszufriedenheit maßgeblich davon bestimmt werden, wie gut jemand mit Emotionen und Stress umgeht.16 Genau an dieser Stelle kommt der Begriff Resilienz ins Spiel. Resilienz steht für psychische Widerstandsfähigkeit. Wer sehr resilient ist, wird auch gerne als Stehaufmännchen bezeichnet. Aus trostlosen oder schwierigen Lebenssituationen geht ein resilienter Mensch scheinbar gestärkt hervor. Die Fähigkeit, Krisen zu überstehen ist nicht angeboren. Vielmehr entwickelt sie sich durch Erfahrungen, die mit der Umwelt gemacht werden.

Das bedeutet gleichzeitig, dass Resilienz erlernt werden kann und das ist unbedingt empfehlenswert, denn eine innere Widerstandskraft kann zu mehr Stärke und Wohlbefinden verhelfen. Landet der fünfte Stapel Arbeit auf dem Tisch oder warten nach einem anstrengenden Tag noch private Verpflichtungen, verhilft Resilienz dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren. Folglich fühlen sich Betroffene seelisch und körperlich weniger angegriffen, wenn sie Herausforderungen gegenüberstehen.17

Mit Blick auf die Resilienz gibt es sieben Säulen:
  1. Optimismus: Selbst ausweglose Situationen können einen Mehrwert wie Erfahrung bieten.
  2. Akzeptanz: Die Krise muss zunächst erkannt und angenommen werden, um einen Lösungsansatz entwickeln zu können.
  3. Lösungsorientierung: Anstatt sich auf das Problem zu fokussieren, wird nun nach einer Lösung gesucht. Wie gut das gelingt, ist von individuellen Faktoren abhängig.
  4. Verlassen der Opferrolle: Resiliente Menschen sehen sich nicht in der Opferrolle, sondern gehen die Situation aktiv an.
  5. Verantwortung übernehmen: Nun geht es darum, die Verantwortung für das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und Konsequenzen für das eigene Tun zu entwickeln.
  6. Netzwerke aufbauen: Resiliente Menschen verfügen häufig über ein großes Netzwerk an Menschen, die ihnen mit Hilfe und Rat zur Seite stehen.
  7. Zukunft kreieren: Mit genügend Resilienz erkennen Personen, dass sie immer die Wahl haben. Sie selbst entscheiden, wie die Zukunft aussieht und treffen die Wahl bewusst.

5 Schritte für mehr Wellbeing im Leben

Das eigene Wohlbefinden selbst in der Hand zu haben, ist ein gutes Gefühl. Jeden Tag aufs Neue kann daran gearbeitet werden, mehr Zuversicht ins Leben zu lassen. Einige Methoden haben sich dabei besonders bewährt.18

1. Körperliches und psychisches Wohlbefinden herstellen

Nicht alle Krankheiten können geheilt werden. Das bedeutet aber nicht, dass sich Betroffene zwangsläufig mit einem schlechteren Wohlbefinden abfinden müssen. Auch hier kann die Lebensqualität durch das eigene Tun beeinflusst werden. Bei chronischen Erkrankungen ist es wichtig, einen geeigneten Therapieansatz zu verfolgen. Körperliche Selbstbestimmtheit bedeutet auch, sich bewusst für eine Behandlungsoption zu entscheiden. Während es bei einigen Krankheiten nicht ohne Medikamente geht, helfen bei ausgewählten körperlichen oder seelischen Leiden Umstellungen im Alltag.

Das ist zu tun:

Körperliche Aktivität im Alltag verfolgen.

Gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse kreieren.

Ausreichend Entspannung neben der Arbeit einplanen.

2. Den Kontakt zu anderen Menschen suchen

Gute Beziehungen kräftigen den Geist und damit auch den Körper. Sie helfen dabei, sich zugehörig zu fühlen und das Selbstwertgefühl aufzupolieren. Zudem gelingt es durch die Kontaktaufnahme mit Menschen positive Erfahrungen auszutauschen und emotionale Unterstützung zu erfahren. Auch anderen Menschen zur Seite zu stehen, kann das eigene Wohlbefinden steigern.

Das ist zu tun:

Einen Tag in der Woche mit Freunden oder Familie verbringen.

Ein bewusster Austausch ohne Fernseher, Smartphone oder Laptop.

Freunde oder Angehörige besuchen, die Unterstützung benötigen.

3. Einen aktiven Lebensstil verfolgen

Sowohl die Psyche, als auch der Körper profitieren von ausreichend Bewegung. Immer wieder beschreiben Sportler das selige Gefühl, wenn sie die selbst gesetzten Ziele erreicht haben. Das bedeutet aber nicht, dass Sportmuffel einen Marathon laufen müssen. In einer Studie konnte festgestellt werden, dass mit nur 30 Minuten Bewegung täglich, jeder 12. Todesfall verhindert werden kann.19,20

Der positive Nebeneffekt ist, dass durch Sport das Selbstwertgefühl gesteigert wird. Durch chemische Veränderungen im Hirn ist es zudem möglich, die Stimmung zu heben.

Das ist zu tun:

Mindestens 30 Minuten täglich bewegen, auch Haushalt zählt dazu.

Gemeinsam mit anderen Menschen aktiv werden, das steigert die Motivation.

Die Mittagspause für einen Spaziergang und Treppen statt Aufzug nutzen.

4. Neue Fähigkeiten erlernen

Wissen macht Spaß und kann Geist sowie Körper fit halten. Wer schon immer eine Fremdsprache oder einen lateinamerikanischen Tanz lernen wollte, sollte dies unbedingt tun. Mehr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl winken am Ende. Zudem ist es dadurch möglich, den Sinn für Ziele zu schärfen und Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Stressgeplagte erwidern häufig, dass die Zeit dafür fehlt. In Wahrheit gibt es aber viele Tätigkeiten, die sich wunderbar mit dem Alltag verbinden lassen.

Das ist zu tun:

Die eigenen Wünsche konkretisieren.

Informationen zu Angeboten in der Nähe einholen.

Scheu vor neuen Herausforderungen ablegen.

5. Anderen geben

Jedes Jahr an Weihnachten machen Menschen die Erfahrung, dass andere zu beschenken auch selbst glücklich macht. Dafür braucht es aber keine Festivitäten. Das Gefühl der Belohnung kann praktisch jeden Tag erhascht werden. Immer dann, wenn ein Freund einen guten Rat braucht oder Unterstützung beim Umzug. Kleine Taten bewirken häufig etwas Großes und können Futter für das eigene Wohlbefinden sein.

Das ist zu tun:

Freunden und Familie zuhören, insbesondere bei Problemen.

Hilfsangebote aussprechen.

Freiwillige Arbeit in der Gemeinde anbieten.

Digital Well-being – Unterstützung von Technikgiganten

Das eigene Wohlbefinden haben wir selbst in der Hand. Das bedeutet aber nicht, dass die Technik uns dabei nicht unterstützen kann. Apple und Google haben sich „Digital Wellbeing“ auf die Fahne geschrieben. So machen beide Konzerne die Nachverfolgung der digitalen Nutzung ganz einfach möglich. Damit gelingt es, nachzuvollziehen, wie viel Zeit jeden Tag mit Apps verbracht wurde.21 Das Betriebssystem Android bietet seinen Nutzern an, ein Tageslimit für Apps festzulegen. Zudem kann die Geräte Nutzungsdauer bestimmt werden, was für Eltern sehr interessant ist. Android unterstützt die Work-Live-Balance, mit der Möglichkeit, ein privates und berufliches Profil anzulegen. Besonders clever ist der Entspannungsmodus. Hierbei kann eine Schlafenszeit festgelegt werden. Der Bildschirm wechselt danach automatisch zu Graustufen und schaltet Benachrichtigungstöne aus.22 Natürlich handelt es sich dabei lediglich um eine Unterstützung.

Der englische Begriff Well-being steht für Wohlbefinden. Eine einheitliche Definition existiert nicht. Experten geben an, dass sich das Wohlbefinden auf den körperlichen und den psychischen Bereich erstreckt.

Es ist schwer, das Wohlbefinden zu messen, da es sich um ein subjektives Gefühl handelt. Allerdings können Selbstberichte und objektive Betrachtungen (Arbeitslosenquote, Einkommen usw.) dazu beitragen, das individuelle Wellbeing abzuschätzen.

Das Wohlbefinden lässt sich mithilfe von vielen Maßnahmen steigern. Körperliche Gesundheit und eine positive Einstellung können sich unmittelbar darauf auswirken. Auch soziale Kontakte werden als hilfreich angesehen.