Pilates – Gesunde Körperhaltung und sanftes Abnehmen

Seit einigen Jahren ist Pilates in aller Munde. Oft wurde die Gymnastik mit dem speziellen Namen ein wenig abfällig als „Promisport“ bezeichnet. Doch eigentlich hat Pilates nichts mit Glamour zu tun und ist nicht nur ausschließlich den Stars und Sternchen vorbehalten. Pilates ist ein Ganzkörpertraining, das jeder für sich entdecken und ausüben kann.

Frau trinkt Wasser

Der Erfinder dieses Trainings ist der 1880 in Deutschland geborene Joseph Hubert Pilates. Er arbeitete als Berufsboxer, Zirkusartist und Bodybuilder. In England schulte er die Mitarbeiter von Scotland Yard in der wichtigen Kunst der Selbstverteidigung. In einem englischen Internierungslager trainierte er verletzte Soldaten. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er nach Deutschland zurück. Doch hielt es ihn nicht lange in seiner Heimat und er wanderte 1923 nach Amerika aus. In einer stillgelegten Fabrikhalle in New York eröffnete er 1926 sein erstes Studio. Seine Methode erwies sich als ausgesprochen wirksam, sodass er bald großen Zulauf hatte. Tänzer, Schauspieler und Leistungssportler wollten nach der Methode Pilates trainieren. Aus der Dokumentation seiner Methoden zog er den folgenden Schluss: “Nach zehn Stunden fühlen Sie den Unterschied, nach 20 Stunden sehen Sie den Unterschied und nach 30 Stunden haben Sie einen neuen Körper.“

Die Grundsätze der Pilates-Übungen

InformationAus den ganzheitlichen Gymnastikübungen entwickelte sich ein Trend, den sich die Wellness- und Workouttrainer zu Eigen machten. Ungefähr 500 verschiedene Übungen können je nach Trainingsziel, Übungsstand und körperlicher Verfassung des Trainierenden kombiniert und zu bestimmten Abfolgen zusammengefasst werden. Das Motto aller Pilates-Übungen: “Führe alle Übungen mit Leichtigkeit aus, überanstrenge dich nicht.” Das hört sich einfach an, aber die Pilates-Übungen kann man nicht mit Gymnastik, einfachen Dehnübungen oder Krafttraining gleichsetzen. Die Methode unterscheidet sich von diesen Formen durch die durchgängig angewandten und grundlegenden Prinzipien, nach denen sie ausgerichtet sind.

Prinzip Bedeutung
Konzentration Der Trainierende muss sich auf Bewegungsabläufe und Atmung konzentrieren. Die Wahrnehmung des eigenen Körpers optimiert die Bewegungen.
Zentrierung Das Zentrum des Körpers liegt um den Bauchnabel. Dort liegt das Kraftzentrum, das „powerhouse“. Der Körper wird von seiner Mitte her gestärkt und aufgerichtet.
Atmung Bewusstes Atmen ist ein besonders wichtiger Bestandteil der Übungen. Die Sauerstoffversorgung wird während des Trainings verbessert. Das löst Verspannungen.
Bewegungsfluss Die Übungen werden langsam, biegsam und elastisch ausgeführt. Die Koordinationsfähigkeit wird gesteigert.
Präzision Voraussetzung für den Erfolg ist eine bewusste und genaue Steuerung der Bewegungen.
Kontrolle Es geschieht nichts zufällig oder ungewollt. Nur mit aufmerksamer Kontrolle kann das Ziel der perfekten Körperbeherrschung erreicht werden.

Keine Überforderung durch Pilates

Vorteile und Besonderheiten von Pilates

Es sind besonders die tiefen Muskelgruppen am Bauch, am Beckenboden und am Rücken, die durch die Pilates-Übungen gekräftigt werden sollen. Diese Art des Trainings stärkt die Körpermitte. Das wiederum führt zu einer gesunden Körperhaltung und beugt deshalb vielen Verspannungen in allen Muskelbereichen vor. Auch die so weit verbreiteten Rückenprobleme können durch die Übungen verhindert werden.

Die Trainingsmethode kann auch von Menschen gut angenommen werden, die sich ansonsten nicht viel bewegt haben, denn große Anstrengungen sind nicht notwendig. Die fließenden Bewegungsabläufe schonen die Gelenke und überfordern den Körper nicht. Auch Menschen, die ihr Übergewicht in den Griff bekommen wollen, können von Pilates profitieren. Wer jedoch Pilates zu einer Art Bodybuilding nutzen will, wird enttäuscht werden. Die Muskeln werden zwar gekräftigt und gedehnt, sie werden straff und schlank, doch das typische Erscheinungsbild von ausgebildeten Muskelpaketen wird nicht erreicht und soll auch nicht erreicht werden.

Im Zentrum der gesamten Aktivitäten steht die Harmonie von Körper und Geist. Auf dem Weg zu diesem Ziel wird das Wohlbefinden immer größer, denn mit einer verbesserten Körperhaltung steigt das Selbstwertgefühl. Die gesamte Lebensqualität wird verbessert, Körper und Geist sind beweglicher, ausgeglichen und offen.

Vor einigen Jahren geriet Pilates in die Kritik. Das Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” hatte in einem Artikel gewarnt, dass die Trainingsmethode gar nicht so sanft sei. Orthopäden bescheinigen den Übungen zwar grundsätzliche Gesundheit und Wirksamkeit, doch andererseits warnen Fachleute, dass man Vorsicht walten lassen muss. Wer bereits Schmerzen und Probleme an der Wirbelsäule oder im Lendenwirbelbereich hat, muss sehr vorsichtig sein. Wenn die Übungen mit falscher oder gar ohne Anleitung ausgeführt werden, kann das schlimme Folgen haben. Es gibt Berichte über verrutschte Wirbel, Rückenschmerzen und eingeklemmte Nerven.

Vorbeugung und Prävention sind in den letzten Jahren in den Blickpunkt aller Krankenkassen gerückt. Deshalb wird Verhalten, das sich auf die Erhaltung der Gesundheit und die Prävention von Krankheiten konzentriert, von vielen gesetzlichen Krankenkassen belohnt. In der Regel unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen Pilates-Kurse. Sie zahlen entweder einen Teil der Kursgebühren oder sogar den gesamten Kurs. Allerdings wird ein Training nur dann unterstützt, wenn die Angebote bestimmten Qualitätsansprüchen genügen. So müssen die Trainer geschult sein und ihre Qualifikation nachweisen können. Auch muss ein Teilnehmer tatsächlich regelmäßig bei den Kursterminen anwesend sein und aktiv teilnehmen.

Die privaten Krankenversicherungen sind an der Vorbeugung von Krankheiten und an Präventionsmaßnahmen ebenfalls interessiert. Doch eine allgemeine Aussage ist schwer zu treffen, denn die Bedingungen der einzelnen Krankenversicherer sind sehr unterschiedlich. Manche private Krankenversicherungen haben sich auf solche Maßnahmen spezialisiert und tragen die gesamten Kosten der Kurse. Andere wiederum gewähren einen Zuschuss. Hier gilt auch, dass Trainer und Institute ihre Qualifikation nachweisen müssen. Eine genaue Auskunft über die Möglichkeiten der Kostenerstattung geben die Vertragsbedingungen. Ein Anruf bei der privaten Krankenversicherung kann genauere Voraussetzungen und Fragen klären.

Das Pilates-Training

Die meisten Übungen werden auf einer Matte gemacht. Diese Bewegungen stehen im Zentrum der gesamten Methode. Doch in manchen speziellen Studios oder in Fitnesscentern gibt es auch spezielle Geräte. Mit der Nutzung der Geräte wird der Widerstand bei den Übungen langsam erhöht und damit die Intensität gesteigert. Die Ursprünge für solche Geräte gehen auf Joseph Pilates selbst zurück. Er hat sie während seiner Tätigkeit als Krankenpfleger entwickelt.

Will man die Pilates-Übungen erlernen, so steht eine ganze Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Pilates-Studios oder Institute: Diese gibt es inzwischen in jeder Stadt. Dort werden die Übungen mit Trainern erlernt, die dafür ausgebildet sind.
  • Spezielle Kurse für das Training nach Pilates
  • Kurse für zu Hause: Es ist auch möglich, sich mit entsprechenden Büchern, Videos oder einer CD die Übungen zu Hause anzueignen.

Die besondere Art der Bewegungsabläufe trägt zur Entspannung des gesamten Organismus bei. Wenn sich der Trainierende auf seinen Körper, die Atmung und die Bewegungen konzentriert, können die Probleme des Alltags ausgeblendet werden. Die erhöhte Zufuhr von Sauerstoff begünstigt die Auflösung von seelischen und körperlichen Verspannungen.

Die Wirkung des Trainings

Eine regelmäßige Übung mit Pilates hat erstaunliche Auswirkungen. Die speziellen Bewegungen gleichen vor allem die Auswirkungen unseres modernen Lebens aus. Zum Verhältnis Körperregion/ Regulation – Auswirkungen:

Gesamter Körper

  • der gesamte Körper verändert sich
  • die Haltung erscheint aufrechter
  • die Taille wird oft schlanker

Wirbelsäule 

  • bekommt ihre natürlich Doppel-S-Form
  • chronische Rückenschmerzen können durch die Trainingsmethode gelindert werden

allgemeine Beweglichkeit 

  • erhöht sich, wenn die Bewegungen sicher und gleichmäßig werden

Stress

  • kann auf diese Weise abgebaut werden

Fehlfunktionen

  • kann zur Vorbeugung weit verbreiteter Fehlfunktionen wie beispielsweise der Inkontinenz beitragen

Abnehmen mit Pilates

Wer regelmäßig nach der Methode Pilates trainiert, wird sicherlich auch an Gewicht verlieren. Das bewirkt allein schon die zusätzliche Bewegung und die Aktivierung der Muskeln. Doch ein Sport zum schnellen und umfangreichen Abnehmen ist Pilates im Grunde nicht. Das Ganzkörpertraining strafft die Muskeln und ganze Muskelbereiche, so dass sich das körperliche Erscheinungsbild verbessert. Im Zusammenspiel von gesunder Ernährung, Stärkung der Ausdauer und dem Muskeltraining nach Pilates können die Übungen zu einem gesunden und aktiven Lebensstil führen, der alle Lebensbereiche günstig beeinflussen kann.

Tipp: Pilates für den Alltag

TippViele der Übungen können den Alltag problemlos bereichern. Ob im Haushalt oder im Büro kann man so Muskeln entspannen, die Folgen einer falschen Körperhaltung abbauen oder solchen Fehlern von vornherein aus dem Weg gehen. Doch Pilates ist nicht unbedingt einfach und simpel. Die Umsetzung der Prinzipien, die Koordination von Bewegung und Atmung sind nicht so leicht, wie es manche Bilder von den Übungen vorgaukeln mögen. Eine erste Anleitung durch professionelle Trainer ist sinnvoll, um negative Auswirkungen zu vermeiden.

Gute Anleitungen sind wichtig

Das größte Problem sind offensichtlich falsche oder fehlende Anleitungen und Schulungen. Wer gesundheitlich vorbelastet ist, sollte auf keinen Fall nach Büchern oder Videos trainieren. Doch auch bei der Entscheidung für einen Kurs ist Vorsicht geboten. Eine Erkundigung über die Qualifikation der Trainer, die Zahl der Kursteilnehmer sowie Zustand und Wartung der Geräte bringt Sicherheit. Seriöse Institute bilden ihre Trainer professionell aus und investieren in gute und teure Geräte.

Grundsätzlich sollte zumindest ein Grundkurs unter professioneller Anweisung erfolgen. Pilates eignet sich generell für jeden. Es gibt keine Beschränkungen für ältere, übergewichtige oder völlig untrainierte Menschen. Doch bei allen Problemen ist eine vorherige Absprache mit dem Arzt oder auch einem Physiotherapeuten zu empfehlen.

Pilates zur medizinischen Unterstützung

Pilates ist kein Allheilmittel. Das muss sich jeder klar machen, der sich für die “sanfte Trainingsmethode” interessiert. Bei allen gesundheitlichen Problemen ist zunächst die Konsultation eines Arztes von allergrößter Wichtigkeit. Medizinische Therapien, physiotherapeutische Behandlungen oder osteopathische Maßnahmen können bei folgenden Problemen durch die Übungen unterstützt und ergänzt werden:

  • Sportverletzungen
  • Nackenprobleme
  • Gebärmuttersenkung
  • Bandscheibenvorfall
  • Rückenverletzungen
  • Schulterprobleme und Schulterverletzungen
  • Inkontinenz

(Bitte beachten Sie unsere Hinweise zu medizinischen Inhalten!)