Pflegekurse für Angehörige: Kostenlose Hilfe zur Selbsthilfe

Die Pflege eines Angehörigen ist eine große Verantwortung einem geliebten Menschen gegenüber. Häufig wissen die Familienmitglieder nicht so recht, was dabei alles beachtet werden muss und welche finanzielle Unterstützung angeboten wird. Um die Pflegenden auf die praktische Umsetzung vorzubereiten, bieten die Krankenkassen Pflegekurse mit individuellen Tipps und Beratungsgesprächen an.
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Pflegekurse sollen Menschen auf den Alltag einer pflegenden Person vorbereiten. Sie wurden ursprünglich eingeführt, um die häusliche Pflege in Deutschland zu stärken. Dies hat nicht zuletzt auch finanzielle Aspekte, denn die häusliche Pflege einer Person kostet nur den Bruchteil einer Unterbringung in einem Pflegeheim. So profitieren dann die Pflegekassen direkt und die Versicherungsgemeinschaft indirekt von den Einsparungen, die auf die Pflegekurse zurückzuführen sind.
Für die Angehörigen geht es jedoch in erster Linie darum, die wichtigsten Handgriffe und einige Tricks zu erlernen, um damit den Pflegealltag für den Pflegebedürftigen und auch für sich selbst so einfach wie möglich zu gestalten. Nicht zuletzt dienen die Pflegekurse auf diese Weise auch der Erhaltung eines allgemeingültigen Pflegestandards.
Anbieter und Zielgruppe der begleitenden Maßnahmen
Rechtlich sind alle Pflegekassen dazu verpflichtet, Pflegekurse anzubieten. Jedoch ist es ihnen freigestellt, dies in Eigenregie zu übernehmen oder dafür mit einem Partner zu kooperieren. Typischerweise sind dies professionelle Partner, die jahrelange praktische Erfahrung in der Pflege haben. Dazu zählen ambulante Pflegedienste oder Wohlfahrtsverbände. Die Angebote richten sich speziell an pflegende Angehörige, die weiterhin Unterstützung suchen, aber auch an sonstige an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit interessierte Personen. Die Pflegekurse sind dabei prinzipiell kostenlos anzubieten. In Rahmenverträgen auf Landesebene ist daher eine einheitliche Durchführung und Gestaltung der Kurse geregelt.
Tipp: Pflegekurse in der häuslichen Umgebung
Pflegekurse werden häufig in Gruppen in Räumlichkeiten des schulenden Dienstleisters durchgeführt. Jedoch ist auch eine Durchführung in der häuslichen Umgebung des Pflegebedürftigen möglich, sobald eine Pflegestufe vorliegt. Auch dies ist für pflegende Angehörige kostenfrei. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: So kann direkt auf die Probleme der Betroffenen und der pflegenden Person vor Ort eingegangen werden. Auch der Umgang mit eigenen Pflegehilfsmitteln kann ganz speziell geübt werden.

Rechtliche Grundlagen
Grundlage der Plegekurse bildet § 45 SGB XI. Hier sind kostenfreie Schulungskurse definiert,
„[…] um soziales Engagement im Bereich der Pflege zu fördern und zu stärken, Pflege und Betreuung zu erleichtern und zu verbessern sowie pflegebedingte körperliche und seelische Belastungen zu mindern.[…]”
Kurse vermitteln Fähigkeiten zur richtigen Pflege
Das Hauptaugenmerk der Pflegekurse liegt in der Vermittlung wichtiger praktischer Fähigkeiten, die notwendig für die Pflege einer Person sind. Hierzu gehören z.B. Handgriffe zur Mobilisierung und Lagerung, sowie Hinweise zur Ernährung und Körperpflege. Es geht jedoch auch um die Fürsorge der pflegenden Person selbst. So wird gezeigt, wie die Pflegehandlungen rückenschonend durchgeführt werden können und wie Anzeichen eigener Ermüdungs- oder Überlastungszeichen zu erkennen sind. Nicht zuletzt werden auch theoretische Grundlagen der Pflegeversicherung, wie z.B. zum Thema Pflegegrade, vermittelt. Damit erhalten die pflegenden Angehörigen Kenntnisse darüber, welche Rechte und Hilfen ihnen aus der Sozialversicherung (z.B. berufsbegleitende Pflegezeit) zustehen, aber auch, welche Pflichten sie haben.
Austausch mit anderen Angehörigen
Auch der soziale Kontakt zu anderen pflegenden Angehörigen in den Pflegekursen wird von den meisten Menschen geschätzt. So kann man sich ganz direkt über die Probleme und Erfahrungen mit Personen in der gleichen Situation austauschen. Dies kann helfen, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und zu stärken sowie eigene Probleme in der Gruppe zu lösen.
Spezielle Schulungen für bestimmte Umstände
Jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse und möchte auch so behandelt werden. Pauschale Hilfestellungen können da nur bis zu einem gewissen Grad helfen. Deshalb gibt es spezielle Schulungen, die Angehörige detaillierter auf bestimmte Situationen vorbereiten. Typische Spezialkurse sind etwa:
- Pflege von Personen mit Demenz
- Pflege von Personen mit Multipler Sklerose
- Pflege von Personen mit Parkinson
- Pflege von Patienten mit Schlaganfall
- Pflege von Kindern mit Pflegebedürftigkeit
Checklisten – zum Download
Unterschied Pflegekurs vs. Beratungsgespräch
Pflegekurse sind nicht zu verwechseln mit den Beratungsbesuchen, die einer pflegebedürftigen Person in der häuslichen Pflege durch einen Angehörigen in regelmäßigen Abständen zustehen. In den Pflegegraden 1 und 2 finden diese Termine halbjährlich statt, in den Pflegegraden 3 und 5 sogar vierteljährlich – sie dienen sowohl der Beratung der Pflegebedürftigen als auch der Pflegeperson. Hier steht jedoch die Sicherung der Qualität der Pflege im Vordergrund, also auch eine regelmäßige Begutachtung, ob die durchgeführten Pflegehandlungen für den gesundheitlichen Zustand der bedürftigen Person ausreichend sind.
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