Viele Lebensmittel haben schlichtweg die Note mangelhaft oder ungenügend verdient. Darunter fallen solche, die nur so vor Fett und Zucker strotzen, allerdings kaum Nährwert bieten. Das Problem: Für Verbraucher ist häufig nicht klar erkennbar, mit welchem Mehrwert ein Produkt ausgestattet ist. Der Nutri-Score soll das ändern. Mit einem übersichtlichen Farbschema gelingt es, mehr Transparenz in den Konsumentenhaushalt zu bringen. Frankreich, Belgien und Spanien haben den Nutri-Score bereits eingeführt. Nun wollen andere Länder wie Deutschland, Portugal, Schweiz und Luxemburg nachziehen. Wir erklären, wie sinnvoll die Nährwertampel wirklich ist und auf welche Weise sie das Einkaufen erleichtert.¹
Nutri-Score – Was sagt die neue Nährwertkennzeichnung aus?
Der Nutri-Score konzentriert sich nicht darauf, wie gesund ein Lebensmittel ist, sondern wie die Nährstoffzusammensetzung aufgebaut ist. Noch ist die Nährwertskala nicht verpflichtend. Allerdings setzen bereits zahlreiche Hersteller und Einzelhändler auf die Kennzeichnung, um ihren Kunden ein Produkt näher zu bringen. Der Nutri-Score macht sich eine 5-stufige Skala, die von A bis E reicht, zunutze. Daraus ergibt sich schlussendlich der Gesamtscore, der den Nährwert eines Produktes abbildet. Verschiedene Faktoren bestimmen darüber, wie nährstoffreich ein Lebensmittel ist.
Der Nutri-Score nimmt beispielsweise den Brennwert unter die Lupe. Er gibt an, wieviel Energie der Organismus durch die Verstoffwechselung aus dem Produkt gewinnen kann. Die Skala stellt ernährungsphysiologisch „gute“ und „schlechte“ Nährstoffe gegenüber.
Das Ergebnis wird mit einer Farbe von Grün bis Rot dargestellt. So gelingt eine einfache Orientierung im Supermarkt. Besonders praktisch: Verschiedene Lebensmittel aus gleichen Kategorien können gut miteinander verglichen werden. Kurzum: Konsumenten erhalten mit der grünen Farbe das Signal, dass es sich hierbei um ein Produkt mit einer guten Nährstoffzusammensetzung handelt.
In Belgien und Frankreich schmückt der Nutri-Score die Vorderseite von Lebensmittelverpackungen. In weiteren EU-Ländern ist die Lebensmittel-Skala festes Thema.²
Video: Nutri-Score – Kennzeichnung von Lebensmitteln
Quelle: Tagesschau | Kennzeichnung von Lebensmitteln: Klöckner stellt Nutri-Score vor
Das vergleicht der Nutri-Score
Positiv bewertete Inhaltsstoffe | Negativ bewertete Inhaltsstoffe |
---|---|
+ Ballaststoffe + Proteine + Anteil an Obst & Gemüse + Anteil an Nüssen + Anteil an ausgewählten Ölen (Raps-, Walnuss- und Olivenöl) |
– Fett – gesättigte Fettsäuren – Salz – Zucker – Energiegehalt |
+ Ballaststoffe
+ Proteine
+ Anteil an Obst & Gemüse
+ Anteil an Nüssen
+ Anteil an ausgewählten Ölen (Raps, Walnuss- und Olivenöl)
– Fett
– gesättigte Fettsäuren
– Salz
– Zucker
– Energiegehalt
Bevölkerungsbefragung: Konsumenten wollen den Nutri-Score
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt bei der Einführung des Nutri-Scores unter anderem auf die Einschätzung der Bevölkerung. Aus diesem Grund führte ein unabhängiges Forschungsinstitut eine eingehende Befragung durch. Rund 1600 Teilnehmer wurden entweder online oder persönlich interviewt. Dabei ist Wert darauf gelegt worden, die Bevölkerung möglichst umfangreich abzubilden. Ziel war es, mehrere Nährwertkennzeichnungen zu thematisieren.

Quelle: Open Food Facts – Freie Datenbank für Nahrungsmittel
Ergebnis: die Nutri-Score-Ampel ging als klarer Sieger hervor. Nach Angaben der Befragten ist sie leicht verständlich.³ Wer Lebensmittel schnell und einfach mit dem Handy durchchecken möchte, kann auf die Nutri-Score App zurückgreifen. Sie wurde von dem Projekt „Open Food Facts” entwickelt und ermöglicht einen Vergleich von mehr als 800.000 Produkten.4
Berechnung & Erklärung: Pizza ist nicht gleich Pizza
Zwischen Produkten gibt es große Unterschiede. Selbst wenn sie vermeintlich gleich aussehen. Das wird anhand der Einstufung beim Nutri-Score sichtbar. Die Lebensmittel- Skala führt verschiedene Schritte durch, um den Nährwert eines Produktes abbilden zu können.
Der Nutri-Score orientiert sich stets an 100 g oder 100 ml, wenn es um ein Produkt geht. Je nachdem wie groß die Menge ausfällt, werden entsprechende Punkte zugeordnet. Inhaltsstoffe, die sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken können, werden ebenso miteinbezogen, wie Eigenschaften, die als negativ gelten. Der Nutri-Score beurteilt folgende Faktoren:
- Gesamtenergiegehalt in Kalorien
- Zucker- und Natriumgehalt
- Anteil an gesättigten Fettsäuren
Jede Kategorie kann einen Punktwert von 0-10 erreichen. Je mehr von den jeweiligen Inhaltsstoffen enthalten sind, desto mehr Punkte werden vergeben. Dabei kann eine Gesamtpunktzahl von 40 erreicht werden. Für den Endverbraucher heißt das: Viele Punkte sprechen für ein ungesundes Produkt.
Nun wird die Gesamtpunktzahl errechnet. Dafür werden die einzelnen Punkte zunächst zusammengezählt. Im Anschluss beeinflussen drei weitere Faktoren die Beurteilung. Dazu zählen:
- der Gehalt an Ballaststoffen
- der Gehalt an Eiweiß
- der Gehalt an Obst, Gemüse und Nüssen
„Gute“ Inhaltsstoffe schlagen mit 0-5 Punkten zu Buche. Hier ist allerdings der Unterschied, dass sie vom Zwischenergebnis abgezogen werden.
Im dritten und letzten Schritt wird das Produkt in den Nutri-Score eingeordnet und so für den Konsumenten gut sichtbar abgebildet.5
Welche Hersteller und Einzelhändler setzen die Ampel ein?
Viele Hersteller und Einzelhändler beschäftigen sich mit dem Thema Nutri-Score. Das Gleiche gilt übrigens für Studien.6 Da die Lebensmitteleinstufung nicht verpflichtend ist, gilt der Nutri-Score als wahres Einhorn, so könnte man meinen. Allerdings ist dem nicht so.
Einige Produzenten versehen ihre Produkte mit der Nährstoffkennzeichnung und stellen so die Vorreiter dar. Die Verbraucherzentrale Hamburg konnte rund 1000 Produkte ausfindig machen, die auf den Nutri-Score setzen. Darunter bekannte Marken wie Iglo, Danone, Nestlé und Bonduelle.7
Mehrere Einzelhändler und Discounter möchten mit ihren Eigenmarken nachziehen. So haben sich beispielsweise Aldi, REWE und Penny den Nutri-Score zukünftig auf die Fahne geschrieben.8
Als erster Getränkehersteller in Deutschland hat sich die Unternehmensgruppe Frankenbrunnen für den Nutri-Score ausgesprochen. Es gibt aber auch Hersteller, die eine entsprechende Kennzeichnung bislang verweigern. Dazu gehört Coca-Cola. 9
Vor- und Nachteile der Lebensmittelampeln
Die Nährwertkennzeichnung hat verschiedene Vor- und Nachteile. Zu den allgemeinen Befürwortern des Nutri-Scores zählt zum Beispiel die Organisation Foodwatch. Verbesserungsbedarf sieht hingegen der Lebensmittelverband.
Vorteile:
Nachteile:
Hinweise für Verbraucher und Unternehmer
Bevor das Logo der Nährwertampel verwendet werden darf, müssen sich Hersteller zunächst registrieren. Dabei werden unter anderem die Identität des Antragstellers und detaillierte Informationen zu den Produktkategorien, für die das Logo gelten soll, eingeholt. Direkt nach der Registrierung erhält der Hersteller eine elektronische Empfangsbestätigung. Zudem werden ihm Dokumente zur Verfügung gestellt, damit das Logo verwendet werden kann.12
Unternehmer, die sich für die Verwendung des Nutri-Score-Logos interessieren, können sich auf der Webseite des Bundesministeriums für Gesundheit und Ernährung informieren. Verbraucher erhalten mit der Lebensmittelampel einen ersten Eindruck von dem Produkt. Wer Wert auf die Beleuchtung von Haltungsbedingungen, Herkunft und bedenkliche Zutaten legt, muss allerdings andere Kennzeichnungen zur Beurteilung heranziehen. Hier gibt der Nutri-Score keine Auskunft. Dennoch kann das Kennzeichnungssystem den Einkauf erleichtern, indem Produkte mit unausgewogenen Inhaltsstoffen auf einen Blick ins Auge fallen.13
Der Nutri-Score ist sehr einfach zu verstehen. Käufer müssen lediglich auf die Buchstaben oder die Farbe achten. Angelehnt an das amerikanische Schulsystem steht A (grün) für eine gute Zusammensetzung und E (rot) für eine ungünstige Zusammensetzung der Nährstoffe.