Lebensversicherung Verkauf – Wann der Ausstieg wirklich lohnt
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Aufgrund niedriger Zinsen hat die klassische Lebensversicherung an Attraktivität verloren. Viele Versicherte überlegen ihr Geld anderweitig anzulegen und sich auszahlen zu lassen. Auch bei akuter Geldnot ist die Auflösung der Lebensversicherung häufig der letzte Ausweg. Dann stellt sich die Frage: Kündigen oder verkaufen?
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Wer die Lebensversicherung kündigt, erhält von seiner Versicherung dafür einen sogenannten Rückkaufswert ausgezahlt. Jedoch geht dadurch der Hinterbliebendenschutz vollständig verloren. Häufig denken Kunden daher über einen Verkauf der Lebensversicherung nach. Hier bleibt der Todesfallschutz in der Regel erhalten und je nach Wert der Versicherung ist ein höherer Erlös als der Rückkaufswert möglich.
Jedoch ist der Zweitmarkt undurchsichtig und birgt Risiken. Wer ein lohnendes Geschäft abschließen möchte, sollte die Bedingungen genau prüfen. Die frühzeitige Auflösung der Lebensversicherung bedeuted außerdem immer finanzielle Verluste. Es lohnt sich, vor dem Verkauf die Alternativen zu berücksichtigen.
Raus aus der Lebensversicherung
LEBENSVERSICHERUNG KÜNDIGEN ODER VERKAUFEN
Lebensversicherung kündigen
Bei Kündigung der Lebensversicherung hat der Versicherte per Gesetz Anspruch auf die Ausschüttung seiner Rendite, auch Rückkaufswert genannt (§ 169 des VVG Deutschland). Rückkauf bedeutet, dass der Versicherer dem Kunden seine Vertragsansprüche abkauft und ihm dafür die Überschussanteile auszahlt. Die Beiträge für die Abschlusskosten werden teilweise zurückerstattet. Mit der Kündigung endet auch der Hinterbliebendenschutz.
Lebensversicherung verkaufen
Bei Verkauf der Lebensversicherung auf dem Zweitmarkt wird die Versicherung von einem Investor weitergeführt. Häufig bleibt die im Vertrag fixierte Person erhalten, sodass der Hinterbliebenenschutz mit reduzierter Versicherungssumme weiterläuft. Der Verkaufspreis wird individuell zwischen Käufer und Verkäufer ausgehandelt. Die Summe ist vor allem vom Marktwert der Versicherung und den Bearbeitungskosten des Käufers abhängig.
Wann der Verkauf lohnt
Die Frage, wann ein günstiger Zeitpunkt für den Verkauf der Lebensversicherung ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Entscheidend dafür sind die individuellen Zukunftspläne und der Grund des Verkaufs. Im Zweifel ist eine unabhängige Beratung ratsam. Folgende Faustregeln können als grobe Orientierung gelten:
Erstes Drittel der Vertragslaufzeit
Die Abschlusskosten der Lebensversicherung haben sich in der Regel erst nach rund zehn Jahren amortisiert. Vor dieser Jahresgrenze ist der Rückkaufswert relativ niedrig.
Jedoch sind auch viele Policenhändler häufig erst an einer Lebensversicherung interessiert, sofern diese einen relativ hohen Rückkaufwert aufweist. Der Verkauf kann sich schwierig gestalten. Ein gründlicher Vergleich von Rückkaufswert und mehreren Kaufangeboten ist daher sehr wichtig.
Letztes Drittel der Vertragslaufzeit
Wer sich schon im letzen Drittel der Versicherungslaufzeit befindet, sollte den Verkauf gut abwägen. Die Verwaltungskosten sind längst abgegolten und der Schlussüberschuss nicht mehr weit entfernt. Ein Verkauf würde den abschließenden Gewinn deutlich schmälern. Häufig empfiehlt sich daher das Durchhalten der Lebensversicherung.
Andere Anlageprodukte
Wer sein Geld nach Verkauf der Lebensversicherung in anderer Form anlegen möchte, sollte damit nicht zu lange warten. Je länger das Geld in der Lebensversicherung gebunden ist, desto schwieriger ist es, eine Alternative mit höheren Renditen zu finden. Trotzdem sollte der Verkauf gut überlegt sein. Auch andere Anlageprodukte, wie private Rentenversicherungen haben mit niedrigen Zinssätzen zu kämpfen.
→ Weiter zum aktuellen BGH Urteil zur Lebensversicherung
Ratgeber: Tipps für den Verkauf der Lebensversicherung
1. Entscheidung gut abwägen
- Vor- und Nachteile bedenken
- Attraktivität anderer Anlageprodukte prüfen
- Über Alternativen informieren und verschiedene Szenarien durchspielen
- Bei Unsicherheiten einen unabhängigen Berater aufsuchen (z.B. Verbraucherzentrale)
- Vorzeitiger Verkauf bedeutet immer auch Verlust!
2. Kündigen oder Verkaufen?
- Rückkaufwert von der Versicherung berechnen lassen
- Angebote mehrerer Policenhändler einholen und mit Rückkaufswert vergleichen
- Ist der Kaufwert niedriger als der Rückkaufswert, sollte beim Händler nachgehakt werden
- Wird der Hinterbliebenenschutz noch benötigt, ist die Kündigung gründlich abzuwägen
- Prüfen Sie, ob bei den eingeholten Kaufangeboten der Hinterbliebenenschutz erhalten bleibt
3. Händler auswählen
- Mehrere Angebote vergleichen
- Achten Sie auf das Kleingedruckte und lassen Sie es gegebenenfalls durch einen unabhängigen Experten, Anwalt o. Ä. prüfen
- Angebote bevorzugen, bei denen die Verkaufssumme auf einen Schlag gezahlt wird
- Erfragen Sie, wann der Händler die Kaufsumme zahlen wird
- Nur Kopie der Police aushändigen – niemals das Original
- Fragen Sie nach, wenn der Händler hohe Bearbeitungsgebühren in Rechnung stellen möchte
- Achten Sie darauf, dass der Käufer seine steuerlichen Verpflichtungen nicht auf Sie abwälzt
- Seien Sie misstrauisch, wenn der Händler einen Kaufwert bietet, der weit über der Rückkaufsumme liegt
4. Beratung annehmen
- Holen Sie sich Beratung, wenn Sie unsicher sind
- Hilfe bieten die Verbraucherzentralen, Stiftung Warentest oder unabhängige Finanzberater.
Rund 50 Prozent steigen früher aus
Kaum ein deutscher Anleger hält seine Lebensversicherung heute noch durch. Die aktuelle Stornoquote von 3,5 Prozent erscheint auf den ersten Blick zwar sehr niedrig, jedoch kündigen fast die Hälfte aller Versicherten ihre kapitalgedeckte Lebensversicherung vorzeitig. 30 Prozent aller Versicherten lösen die Lebensversicherung bereits innerhalb der ersten zehn Jahre, 50 Prozent innerhalb der ersten 20 Jahre auf.
Berechnung des Übertrags
Wer seine Lebensversicherung bis Ende Juni 1995 abgeschlossen hat, kann auf einen Garantiezins von 3,5 Prozent bestehen. Verträge, die von Mitte 1995 bis zum 30. Juni 2000 gemacht wurden, bekommen 4 Prozent garantiert. Wer danach bis Ende 2003 eine Lebensversicherung gewählt hat, bekommt noch einen Garantiezins von 3,25 Prozent. Diese Verträge sind verhältnismäßig attraktiv, sodass ein Verkauf nicht überstürzt werden sollte. Verbraucherschützer empfehlen diese Policen nur in aller größter Not zu kündigen.
Tipps der Redaktion
Vertrag durchhalten: Alternativen zum vorzeitigen Ausstieg
Es gibt verschiedene Möglichkeiten einen Verkauf oder die Kündigung zu umgehen und trotzdem die Beitragsbelastung zu reduzieren:
Strategie | Vorgehen |
---|---|
Beitragsfreiheit vereinbaren | Wer knapp bei Kasse ist, kann den Vertrag beitragsfrei stellen. Die bis dahin eingezahlte Summe wird eingefroren. Oft ist die Überschussbeteiligung weiterhin möglich. |
Beitragsdynamik stoppen | Wer einen dynamischen Vertrag mit steigenden Beiträgen besitzt, kann in der Regel die Dynamik streichen lassen. So bleiben die Kosten künftig konstant, jedoch sinkt auch der ursprünglich geplante Hinterbliebenenschutz |
Auf Ratenzahlung umstellen | Viele Versicherer bieten die Option der monatlichen Ratenzahlung statt eines Jahresbeitrages. Oft entstehen dadurch jedoch Ratenzuschläge. |
Policedarlehen | Durch die Beleihung der Police erhält der Versicherte ein Darlehen bis zu einer Höhe des aktuellen Rückkaufwerts. Im Leistungsfall, vor der Kündigung oder dem Ende der Versicherung muss der Kredit zurückgezahlt werden. Die Darlehenszinsen sind relativ hoch, daher lohnt sich die Beleihung in Regel erst in den letzen Jahren der Vertragslaufzeit. Bei fondsgebundenen Lebensversicherungen erfolgt die Auszahlung von Fonds-Anteilen. Auch diese müssen später zurückgezahlt werden. |
Mitnahme der Altersrückstellungen
Nicht an jeder Lebensversicherung haben Policenhändler ein Interesse. In Betracht kommen vor allem kapitalgedeckte Lebensversicherungen, die nicht fondsgebunden sind. Nur wenige Händler kaufen auch Versicherungen mit Fonds. Risikolebensversicherungen kommen für einen Verkauf nicht in Frage, weil diese kein Kapital aufbauen.
Häufig stellen die Händler zudem weitere Bedingungen, wie beispielsweise:
- Mindestrückkaufwert von 8.000 Euro
- Restlaufzeit von maximal 15 Jahren
- Positives Rating der Renditeentwicklung.
Risiken und Nachteile prüfen
1. Vorsicht vor dubiosen Firmen
Der Zweitmarkt für Lebensversicherungen ist voll von unseriösen Anbietern. Wer sich unsicher ist, sollte vor dem Verkauf der Versicherung die Meinung eines unabhängigen Experten einholen. Empfehlungen geben beispielsweise die Verbraucherzentralen.
2. Schnelles Geld für hohe Kosten
Manche Händler haben es auf Versicherte abgesehen, die in finanzieller Not stecken und rasch höhere Geldsummen benötigen. Häufig zahlt der Kunde für die schnelle Abwicklung einen hohen Preis – in Form von erheblichen Bearbeitungskosten. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Überprüfen Sie in den Vertragsbedingungen, ob die beworbene Frist zur Überweisung des Rückkaufswertes dort aufgeführt ist.
3. Augen auf bei der Kaufabwicklung
Damit das Geld für die Lebensversicherung auch wie erwartet ankommt, sollten die Bedingungen für die Transaktion sorgfältig überprüft werden. Klären Sie genau ab, wann und wie die Preiszahlung stattfinden wird und lassen Sie sich dies gegebenenfalls schriftlich bestätigen. Achten Sie auch auf das Kleingedruckte. Denken Sie auch daran, eventuell eine Bank als Treuhändler einzusetzen.
4. Insolvenzgefahr
Manche Unternehmen bieten den Verkauf mit der Option einer Kaufpreisstreckung an. Der Versicherte erhält einen Teil der Summe sofort ausgezahlt und den anderen Teil über Jahre in Ratenform. Geht der Händler in dieser Zeit insolvent, steht der Restbetrag auf dem Spiel.
Anbieter im Test: Finanztest vergleicht Policenhändler
Finanztest von Stiftung Warentest hat 2012 verschiedene Policenhändler getestet. Nicht alle der ausgewählten elf Anbieter sendeten eine Antwort zurück. Nur einer der im Februar 2012 geprüften Anbieter, nämlich „Policen Direkt“ bot für die Testpolice eine höhere Summe als den Rückkaufswert und wollte diese in einem Stück an den Kunden zahlen.
Getestet wurden unter anderem auch Cashlife, LifeFinanz und Proconcept (LV-Doktor). Cashlife stellte zum Zeitpunkt des Test hohe Anforderungen an seine Kunden. Das Unternehmen nahm nur kapitalgedeckte Lebensversicherungen ab, die eine Restlaufzeit von maximal 15 Jahren und einen Rückkaufswert von mindestens 10.000 Euro vorwiesen. Ähnliche Bedingungen waren auch bei LifeFinanz vorzufinden. Dieser Händler verlangte eine maximale Restlaufzeit von 25 Jahren. Prokonzept (LV- Doktor und AnkaufPlus) nahm hingegen auch Lebensversicherungen mit Mindestrückkaufswert von 500 Euro an.
Lebensversicherung steuerfrei verkaufen
Kunden, die ihre Lebensversicherung verkaufen, müssen für die Verkaufssumme häufig keine Abgeltungssteuer und keinen Solidaritätszuschlag zahlen. Dies trifft zu wenn:
Steuerpflichtige Anteile
Wurde die private Lebens- und Rentenversicherung vor 2005 abgeschlossen und nicht alle Voraussetzungen sind erfüllt, gibt es eine Einmalauszahlung. Die Kapitalerträge dieser sind ebenfalls steuerpflichtig. Werden die 801 Euro Sparerpauschbetrag berücksichtigt, so erhält das Finanzamt 25 Prozent Abgeltungssteuer.
Jetzt kann eine Günstigerprüfung beantragt werden: Wenn der persönliche Steuersatz günstiger als die Abgeltungssteuer ist, gilt dieser. Ebenso kann ein Anspruch auf einen Altersentlastungsbetrag geltend gemacht werden, wenn der Versicherte Anfang des Jahres über 64 war. Wenn er vor dem 2. Januar 1950 geboren wurde, ergeben sich bis zu 1.216 Euro.
Bei der Rentenversicherung ist der Ertragsanteil steuerpflichtig, sobald die oben bereits genannten drei Voraussetzungen erfüllt werden. Liegt das Eintrittsalter in die Rente zwischen 58 und 66 Jahren, liegt er zwischen 18 und 24 Prozent.
LESEN SIE DAS KLEINGEDRUCKTE
Policenhändler müssen beim Ankauf der Lebensversicherung Steuern entrichten. Viele Händler versuchen die Abgaben auf den Versicherten abzuwälzen. In vielen Verträgen steht daher, dass die Verkaufssumme nach Abzug von Steuern, Abgaben und Gebühren ausgeschüttet wird. Lesen Sie daher auch gründlich das Kleingedruckte.