Hausarzttarif in der gesetzlichen Krankenversicherung
Mit der Gesundheitsreform 2007 fanden zum 1. April 2009 einige Neuerungen im Gesundheitssystem statt. Zu mehreren freiwilligen Tarifen kamen auch einzelne Pflichttarife hinzu. Die gesetzlichen Krankenkassen sind seit 2007 zum sogenannten Hausarzttarif gesetzlich verpflichtet.
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Bei diesem Wahltarif verpflichtet sich der Versicherte im Falle einer Erkrankung zuerst den Hausarzt aufzusuchen. Ausnahmen bilden dabei Notfälle sowie die Frauen- und Augenheilkunde.
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Entscheidet sich ein Versicherter für das Hausarztmodell, soll ihn der Allgemeinmediziner effizient durch das Gesundheitssystem führen. Er wird dadurch nicht nur besser versorgt, insgesamt können auch überflüssige Behandlungskosten eingespart und damit Ressourcen besser eingesetzt werden. Weitere Ziele sind:
- Vermeidung unnötiger Facharzttermine oder Klinikbesuche
- Vermeidung von Wechselwirkungen von Arzneimitteln
- Vermeidung von Interpretionsfehlern isoliert arbeitender Fachmediziner
Auf einen Blick: Vorteile und Nachteile der Hausarzttarife
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Tipp der Redaktion
Der Hausarzt als Gesundheitslotse
Der vom Versicherten gewählte Hausarzt darf nicht nur der Arzt des Vertrauens sein. Er muss obendrein über gewisse Qualifikationen verfügen. Dazu zählt unter anderem die Teilnahme an Fortbildungsseminaren. Des Weiteren kommt ihm die Aufgabe zu, den Überblick über den gesamten Krankheits- und Behandlungsweg des Patienten zu behalten. Er soll beraten und hat eine gewisse Lotsenfunktion.
Gesetz: Hausarztzentrierte Versorgung
Die hausarztzentrierte Versorgung ist in § 73 b SGB V festgeschrieben. Darin werden die gesetzlichen Krankenkassen zum Angebot der Hausarzttarife verpflichtet. Zudem müssen sie sicherstellen, dass die Versorgung folgenden Ansprüchen genügt:
- Teilnahme der Hausärzte an Qualitätszirkeln
- Behandlung nach spezifischen Leitlinien
- Erfüllung der Fortbildungspflicht
- Einführung eines Qualitätsmanagements
Ziele der koordinierten Versorgung durch Hausarzttarife
Entscheidet sich ein Versicherter für das Hausarztmodell, soll ihn der Allgemeinmediziner effizient durch das Gesundheitssystem führen. Er wird dadurch nicht nur besser versorgt, insgesamt können auch überflüssige Behandlungskosten eingespart und damit Ressourcen besser eingesetzt werden.
Weitere Ziele sind:
- Vermeidung unnötiger Facharzttermine oder Klinikbesuche
- Vermeidung von Wechselwirkungen von Arzneimitteln
- Vermeidung von Interpretionsfehlern isoliert arbeitender Fachmediziner
Kritik am Konzept „Hausarztmodell“
Obwohl der Hausarzttarif für alle gesetzlichen Krankenkassen ein Pflichttarif ist und somit von jeder Krankenkasse angeboten werden sollte, wird dies nicht immer eingehalten. So haben bis heute nur wenige Kassen einen Tarif in ihr Versicherungsangebot aufgenommen, der zu den Angeboten eines Hausarztes passt.
Ein möglicher Grund für das verspätete Hausarztmodell scheint der finanzielle Aspekt zu sein. Es werden Belohnungen nicht nur für die Versicherten, sondern auch für die Hausärzte versprochen. Die Ärzte erhalten Bonuszahlungen, die vorher mit den Krankenkassen ausgehandelt werden müssen, doch als Gegenleistung verlangen die Kassen zahlreiche zusätzliche Leistungen (wie verkürzte Wartezeit oder Termine außerhalb der üblichen Sprechzeiten). Die Zusatzhonorare sollen dabei jedoch so niedrig wie möglich ausfallen.
Die Techniker Krankenkasse (TK) kritisierte den Hausarzttarif und berichtete, dass laut den Ergebnissen zur Einführung des Hausarztmodells weder ein medizinischer noch ein wirtschaftlicher Vorteil festzustellen sei. Die TK nannte das Modell kontraproduktiv und nahm es zwischenzeitlich aus dem Tarifkatalog. Auch von Seiten der AOK Bayern kam Kritik bis hin zur vorläufigen Abschaffung des AOK-Hausarzttarifs. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung vom Januar 2008 hat diese Beobachtungen bestätigt. Demnach seien die Facharztbesuche nicht wie erwartet gesunken, sondern sogar noch gestiegen.