Gesundheitsförderung & Prävention

Viele Menschen wissen, dass ein gesunder Lebensstil dazu beiträgt, auch bis ins hohe Alter fit zu bleiben. Aber das Wissen darum hält viele von ihnen dennoch nicht davon ab, sich tagtäglich anders zu verhalten: Eine große Rolle dabei spielen ein stressiger Alltag, Geldmangel und auch die zahlreichen Verlockungen der Lebensmittelindustrie. Die Folgen davon führen zum Arzt, der mit Medikamenten oder Therapien die Symptome und Krankheiten wieder reparieren soll. Aber wie wäre es, wenn aus „Vorbeugen ist besser als Heilen” Realität wird? Hier ist jeder Bürger gefragt, seinen Beitrag zu leisten. Gesundheitsförderung als Bestandteil von Prävention will dabei unterstützen und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung steigern.

Gesundheitsförderung beim deutschen Präventionskongress 2019 in Bonn

Unter dem Motto: „GESUND BLEIBEN. Der Präventionskongress 2019″ in Bonn lud Ende Mai die Gesellschaft für Prävention e.V. nach Bonn zum Fachkongress und zur Publikumsmesse mit einer bunten Mischung an Rednern und Ausstellern ein. Neben Workshops und Vorträgen zur Thematik Prävention wurde immer wieder die Gesundheitsförderung hervorgehoben – denn das Eine geht nicht ohne das Andere.

Die Beteiligten waren sich darin einig, dass die Förderung der Gesundheit und damit verbundene vorbeugende Maßnahmen mehr Beachtung finden müssen, allein schon aus Kostengründen: Vergleicht man die Ausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung bei der Versorgung und Behandlung von Krankheiten mit dem, was für Prävention und Gesundheitsförderung pro Jahr ausgegeben wird, zeigt sich das Missverhältnis:

In der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entstehen Kosten bei der Versorgung der Versicherten für folgendes:

  • Krankenhaus

  • Medikamente

  • Ärztliche Behandlungen

  • Behandlungs- und häusliche Pflege von Kranken

  • Zahnärztliche Behandlungen

  • Heil- und Hilfsmittel

  • Schwangerschaft und Mutterschaft

  • Maßnahmen zur Früherkennung und Impfungen

  • Vorsorge und Rehabilitation

  • Fahrtkosten

  • Dialyse

  • Sonstiges

Zu den GKV-Gesamtausgaben von 226,22 Mrd. Euro tragen folgende einzelnen Kostenpunkte (in Milliarden Euro) bei:

  • Krankenhausbehandlungen: 77,16

  • Ausgaben für Arzneimittel: 38,67

  • Kosten der Arzt-Behandlung: 39,42

  • Ausgaben für Pflege insgesamt: 6,44

  • Zahn-Behandlungen, inkl. Zahnersatz: 14,49

  • Heil- und Hilfsmittel: 16,02

  • Ausgaben für Schwangere und die Mutterschaft: 1,48

  • Früherkennung und Impfungen: 3,93

  • Vorsorge-, Rehabilitationsmaßnahmen: 3,55

  • Krankengeld: 13,09

  • Fahrtkosten: 5,95

  • Kosten für die Dialysebehandlung: 2,17

  • Sonstige, nicht näher definierte Ausgaben: 3,85

Quelle: GKV-Kennzahlen für 2018

Laut dem 1. Präventionsbericht der Nationalen Präventions­kon­ferenz (NPK) wurden im Jahr 2017 von den beteiligten Akteuren 1,80 Milliarden Euro in Prävention und Gesund­heits­förderung investiert. Die Maßnahmen für Früherkennung, Vorsorge­un­ter­suchungen, Impfungen und einige andere sind nicht enthalten.

0Mrd. €
Gesamtausgaben 2017 für Prävention und Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung – ein Teilgebiet der Prävention

Prävention gilt allgemein als Oberbegriff für zielgerichtete Maßnahmen. Sie sind darauf ausgerichtet, das Risiko von Erkrankungen zu verringern sowie Krankheiten zu vermeiden und den Fortgang bereits auftretender Erkrankungen zu verzögern. Innerhalb der präventiven Maßnahmen wird je nach Umsetzungszeitpunkt zwischen drei Zeitpunkten unterschieden:

  • PRIMÄR (z.B. Impfungen)

  • SEKUNDÄR (z.B.Früherkennung)

  • TERTIÄR (z.B. Rehabilitation)

  • PRIMÄR (z.B. Impfungen)

  • SEKUNDÄR (z.B.Früherkennung)
  • TERTIÄR (z.B. Rehabilitation)

Eine weitere Unterscheidung im Bereich der Maßnahmen wird darin getroffen, ob sich diese an dem individuellen Verhalten (Verhaltensprävention) oder an den Lebensverhältnissen (Verhältnisprävention) orientieren.

Terminologie von Prävention und Gesundheitsförderung

In der Gesundheitswissenschaft haben sich die Begriffe “Prävention” und “Gesundheitsförderung” als die beiden inhaltlich zutreffendsten Begriffe hinsichtlich der Beschreibung der Verbesserung bzw. der Erhaltung der Gesundheit herauskristallisiert.

Terminus Ziel & Bedeutung Verständnis der
Gesundheitsförderung Stärkung von Gesundheitsressourcen¹ des Einzelnen & des Kollektivs (Bevölkerungsgruppen) Entstehung von Gesundheit
(Krankheits-)Prävention Vermeidung von Gesundheitsrisiken¹/Krankheiten² des Einzelnen & des Kollektivs ((Bevölkerungsgruppen) Entstehung von Krankheiten

¹Definition nach Prof. Dr.Dr. Heiko Waller aus “Gesundheitswissenschaft – eine Einführung in Grundlagen und Praxis, 2006; ²Definition nach Hurrelmann et al. aus dem Lehrbuch “Prävention und Gesundheitsförderung, 2014

Icon Tipp 150x15011 e1516670167102Maßnahmen zur Prävention und Gesund­heits­förderung haben beide das Ziel, die Gesundheit der Menschen zu steigern. Sie unterscheiden sich jedoch dahingehend, wie dieses Ziel verfolgt wird. Im Rahmen der Prävention soll der Gesundheits­gewinn durch die Verringerung der Krankheits­last erreicht werden. Die Gesundheitsförderung hingegen arbeitet mit der Stärkung von Gesund­heits­ressourcen, wodurch sie als ein Teil von präven­tiven Mitteln angesehen werden kann.

ACHTUNG: In der Politik und den Medien fallen in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung häufig die Begriffe „gesundheitliche Prävention“ und „Gesundheitsprävention“. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) handelt es sich aber um sprachlich missverständliche Ausdrücke, die inhaltlich nicht das Ziel der Verringerung bzw. Vermeidung von Krankheiten und der Förderung von Gesundheit definieren und daher nicht ausreichend zum Verständnis der Thematik beitragen.

Terminus Bedeutung
gesundheitliche Prävention gesundheitliche Vorbeugung = sprachlich missverständliche Formulierung
Gesundheitsprävention Gesundheitsvorbeugung = sprach­lich missverständlicher Begriff

¹Definition nach Prof. Dr.Dr. Heiko Waller aus “Gesundheitswissenschaft – eine Einführung in Grundlagen und Praxis, 2006; ²Definition nach Hurrelmann et al. aus dem Lehrbuch “Prävention und Gesundheitsförderung, 2014

ACHTUNG: In der Politik und den Medien fallen in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung häufig die Begriffe „gesundheitliche Prävention“ und „Gesundheitsprävention“. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) handelt es sich aber um sprachlich missverständliche Ausdrücke, die inhaltlich nicht das Ziel der Verringerung bzw. Vermeidung von Krankheiten und der Förderung von Gesundheit definieren und daher nicht ausreichend zum Verständnis der Thematik beitragen.

Was bedeutet Gesundheitsförderung?

Die Aktionen und Strategien der Gesundheitsförderung sollen Menschen befähigen, ihre Gesundheitsressourcen zu stärken, ihr Potenzial zu entfalten und sich ein gesundes Leben zu gestalten. Innerhalb der Förderung der Gesundheit werden daher sowohl die Umweltbedingungen, als auch die sozialen und ökonomischen Bedingungen mit ein­be­zogen. Alles ist darauf ausgerichtet, dass die Gesundheit des Einzelnen gestärkt wird.

Teilgebiete der Gesundheitsförderung

Um eine gesundheitliche Stärkung und die Förderung von Gesundheitsressourcen zu erreichen, wurde ein Konzept mit drei grundlegenden Aktions­stra­tegien und fünf zentralen Handlungsfeldern entwickelt.

Die WHO definiert Gesundheit wie folgt:

„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körper­lichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

Handlungsfelder

Handlungsstrategien

Kooperation und Vernetzung:
Es soll ein permanenter Austausch zwischen den unterschiedlichen Akteuren innerhalb und außerhalb des Gesundheitswesens herrschen, um eine Einflussnahme auf gesundheitsförderliches Verhalten und die Entwicklung von förderlichen Lebenswelten zu gewährleisten.

Politisches Engagement für Gesundheit:
Die Akteure der Gesundheitsförderung treten anwaltschaftlich für Gesundheit ein und nehmen Einfluss auf politische, ökonomische, soziale, kulturelle und umweltbedingte Faktoren.

Fördern der Gesundheitskompetenz:
Sowohl jeder Einzelne als auch Gruppen sollen partnerschaftlich befähigt werden, Kontrolle über ihre eigenen Gesundheits­in­ter­essen auszuüben und ihre persönlichen Ressourcen zu nutzen.

Ansatz innerhalb der Gesundheitsförderung: Settings

Icon Information1Dieses Konzept soll den Alltag der Menschen durch niederschwellige systemische Interventionen in konkreten Lebenswelten verändern. Es werden somit alle Beteiligten innerhalb der Lebenswelt – zum Beispiel in der Schule, im Betrieb oder im Stadtteil – miteinbezogen. Damit soll erreicht werden, dass die Zielgruppen Kompetenzen erwerben, mit Hilfe derer sie sich aktiv um die Wahrnehmung ihrer eigenen gesundheitsbezogenen Interessen kümmern und nicht nur gesundheitsförderliche Angebote empfangen.

Gesundheitsförderung in der Pflege

Im Rahmen der Gesundheitsförderung haben Pflegekassen den spezifischen Auftrag, innerhalb von teil- und vollstationäre Pflege gezielte Förderungsleistungen zu erbringen. Auch im aktuellen Gesundheits- und Krankenpflegegesetz lässt sich der Schwerpunkt – Gesundheits­för­de­rung in der Pflege – unter § 11 GuKG deutlich erkennen. Die Hauptaufgabe der präventiven und gesundheitsfördernden Pflege besteht darin, die Risikofaktoren zu minimieren und gezielt Ressourcen zu fördern, sodass eine größtmögliche Selbständigkeit und Lebensqualität der Pflegebedürftigen erreicht wird. Konkret läuft der Gesundheitsprozess innerhalb der Pflege in sieben Prozessschritten ab und hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der PatientInnen.

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)

Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung wird mit gezielten Maßnahmen und der Schaffung von guten Arbeitsbedingungen daran gearbeitet, das Risiko von arbeitsbedingten körperlichen und psychischen Erkrankungen zu minimieren. Viele Unternehmen haben erkannt, dass gesunde und motivierte Arbeitnehmer eine Grundlage für ein erfolgreiches und wettbewerbsfähiges Unternehmen bilden. In immer mehr Unternehmen wird daher gezielt an betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen gearbeitet.

Argumente für eine BGF:

  • gesteigerte Produktivität und Arbeitsqualität

  • gutes Unternehmensimage

  • hohe Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit

  • weniger Krankheitsfälle und eine geringer Fluktuation

  • angenehmes Betriebsklima

Unterschiedliche Maßnahmen:

Volkskrankheiten machen Gesundheitsförderung noch wichtiger

Bei vielen unserer sogenannten Volkskrankheiten lässt sich mit einem gesunden Lebensstil, einer ausführlichen Aufklärung und gezielten Maßnahmen entgegen wirken. Die meisten Krankheiten, an der die Mehrzahl der Menschen erkranken, sind nicht angeboren, sondern treten im Laufe des Lebens auf. Krankheitsbilder wie Diabetes (Typ2), Herz-Kreislauf – und Nierenerkrankungen, psychische Auffälligkeiten (z.B. Burnout), Suchtverhalten und Arthrose sind typische Zivilisationskrankheiten in den Industrienationen. Vor allem bei diesen Krankheitsbildern kann mit Maßnahmen der Gesundheitsförderung viel bewegt werden.

Diabetes mellitus Typ 2 (Zuckerkrankheit)

  • chronische Stoffwechselkrankheit

  • durch Insulinresistenz erhöhter Zuckerspiegel im Blut

  • Körperzellen sprechen schlechter auf Insulin an

  • Übergewicht und Bewegungsmangel fördern eine Insulinresistenz

  • erhöhte Blutzuckerwerte schädigen langfristig Blutgefäße, Nerven und zahlreiche Organe

  • um Insulinwirkung zu verbessern wird mit Medikamente und der Änderungen des Lebensstils behandelt

  • Abbau von Übergewicht, eine gesunde Ernährung und viel Bewegung sind förderlich

  • Behandlung durch Insulinspritzen bei längeren Krankheitsverläufen

Koronare Herzkrankheit (Herz-Kreislauf Erkrankung)

  • können Folgen von Diabetes Typ 2 Erkrankung sein

  • verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße führen zu einer Unterversorgung des Herzmuskels mit sauerstoffreichem Blut

  • Folgen: Herzschwäche und Herzinfarkte – Ursachen: zu hohe Blutfette, Zigarettenrauch, Stoffwechselerkrankungen (Diabetes)

  • kann zu chronischer Herzinsuffizienz führen

  • die Ursachen lassen sich mit Lebensstiländerungen und modernen Therapien oft gut in den Griff kriegen

  • Grundlagen: regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung

  • Zigarettenverzicht verringert das Risiko für eine koronare Herzerkrankung deutlich

Psychische Erkrankungen (Stress, Burnout, Depression)

  • Langanhaltender körperlicher und emotionaler Stress und das Gefühl von Überforderung, kann zu psychischen Erkrankungen, wie Depressionen und Burnout führen.

  • gehen oft mit körperlichen Symptomen einher

  • Folgen sind reduzierte Leistungsfähigkeit, emotionale Erschöpfung, Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse und sozialer Kontakte, Überforderung mit alltäglichen Aufgaben.

  • Ursache lassen sich mit psychologischer Unterstützung und einer Veränderung des Lebensstils entgegenwirken

  • ausreichend Entspannung, regelmäßige Bewegung und Veränderung der eigenen Ansprüche

Gesund bleiben mit Hilfe der Krankenkasse

Seit 2015 sind die gesetzlichen Krankenkassen (Liste) im Rahmen des Präventionsgesetzes dazu verpflichtet, Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention auszuweiten und zu finanzieren. Die Versicherten können sich bei ihren Krankenkassen über die unterschiedlichen Präventionsmöglichkeiten beraten lassen und erhalten qualitätsgesicherte Angebote zur Gesundheits­för­derung und Prävention in ihrer Nähe. Die Kosten der folgenden Angebote werden von den Krankenkassen entweder bezuschusst oder komplett übernommen:

  • Gesundheitswochenende

  • Gesundheits-Apps

  • individuelle Workshops

  • Thementage

Gesundheitsförderung in den eigenen Händen

Ein Handlungsfeld der Gesundheitsförderung ist die Entwicklung persönlicher Kompetenzen, um ein gesundes Leben gestalten zu können. Die Akteure des Gesundheitssytems sind darum bemüht, alle Ressourcen, die ein Mensch für ein aktives und fittes Leben benötigt, bereit zu stellen. Die Verantwortung jedes Einzelnen ein gesundes Leben zu führen, liegt am Ende jedoch immer in den eigenen Händen. Wir haben daher hier unsere top Tipps für ein rundum fittes und entspanntes Leben aufgeführt:

Körperliche Gesundheit

Psychische Gesundheit

Best Practice

  • ausreichend Schlaf – Ein Schlafzyklus geht 90 min, man sollte seinen Wecker so einstellen, dass man auf mindestens 5 Schlafzyklen und somit 7 ½ Stunden Schlaf kommt.

  • Handy/PC aus – Es wird empfohlen, sich keinem “Blaulicht” durch Handy- oder Laptop Bildschirme kurz vor dem Schlafen gehen mehr auszusetzen. Das Licht hat negative Auswirkungen auf die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Daher raten Experten, spätestens zwei Stunden vorm Schlafen gehen keine beleuchteten Displays mehr zu nutzen. Wer nicht darauf verzichten kann, der kann bestimmte Apps nutzen, die den Blaulichtanteil des Gerätes reduzieren.

  • Wasser trinken – Nach dem aufstehen eine großes Glas lauwarmes Wasser mit Zitrone trinken. Der Körper entwässert in der Nacht und wird so am morgen wieder frisch aufgeladen.

  • Bewegung – Nach Phasen des längeren Sitzens den Körper ausreichend dehnen und bewegen.

  • gesund ernähren – Eine optimale Ernährung sollte ausgewogen sein und hauptsächliche unverarbeitete Lebensmittel enthalten.

  • ausreichend Trinken – Jeder Mensch sollte ca. 2 Liter pro Tag, je nach Körpergewicht zu sich nehmen.