Existenzgründung – Richtige Krankenversicherung finden
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Wer den Schritt in die Existenzgründung wagt, muss gerade in der Gründungsphase einiges beachten. Die neue Situation erfordert viel Mut, Fleiß und die nötige Übersicht, um wichtige Entscheidungen richtig zu treffen.
Privat versichert: kurze Wartezeiten & schnelle Terminvergabe
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Der Businessplan muss geschrieben, Anträge auf Förderung gestellt sowie die richtigen Versicherungen für das Gewerbe abgeschlossen werden. Oft müssen andere Dinge auf ihre Erledigung warten. Die richtige Krankenversicherung auszuwählen, sollte jedoch zu den wichtigen Dingen zählen, die keine Aufschiebung dulden.
Hierbei geht es nicht nur um die Frage des Versicherungsanbieters, sondern auch darum, ob eine gesetzliche oder eine private Krankenversicherung bevorzugt wird. Beides ist für Gründer möglich. Die Entscheidung sollte wohl überlegt sein und ist nicht immer ohne weiteres rückgängig zu machen.
Vorzüge der privaten Krankenversicherung für Existenzgründer
Bei der Krankenversicherung für Existenzgründer gilt gemeinhin: Freiberufler und Unternehmer müssen für die Mitgliedschaft in einer privaten Krankenversicherung (PKV) in der Regel keine Einkommensgrenzen beachten. Sie können von vielen Vorteilen gegenüber Versicherten einer gesetzlichen Krankenkasse profitieren. Zu diesen Vorteilen gehören
- einkommensunabhängige Berechnung der Beiträge
- Kostenerstattung für Naturheilkunde
- umfassendere Leistungen für Zahnbehandlung
- Krankentagegeld sowie
- eine zügige Behandlung beim Arzt
Für PKV-Versicherte besteht eine freie Ärztewahl unter den niedergelassenen Medizinern, wenn es um die ambulante Versorgung geht sowie freie Wahl des Krankenhauses.
Sofort Versicherungsschutz beantragen
Existenzgründer sind zu Beginn Ihrer Selbstständigkeit nicht automatisch versichert. Sie müssen selbst daran denken, bei ihrer GKV die freiwillige Mitgliedschaft zu beantragen oder einen Antrag bei einem PKV-Anbieter zu stellen. Wer sich nicht sofort entscheiden will, kann bis zu drei Monate lang praktisch noch auf dem Weg zum Krankenhaus seine Mitgliedschaft in der GKV erklären (bei vorhandenen zwölf Monaten Vorversicherungszeit). Das spart allerdings keine Beiträge. Diese müssen dann einfach nachgezahlt werden.
Kosten des gesetzlichen Krankenversicherungssystems
Um als Existenzgründer in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu verbleiben oder dorthin zu wechseln, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: Es muss innerhalb der vergangenen fünf Jahre für die Dauer von 24 Monaten eine Versicherung bestanden haben oder das Versicherungsverhältnis in einer gesetzlichen Krankenversicherung bestand für mindestens zwölf Monate direkt vor der Existenzgründung. Die Anmeldefrist von drei Monaten ab Beginn der Existenzgründung muss eingehalten werden.
Gründer sind grundsätzlich von der gesetzlichen Pflichtversicherung entbunden und zahlen deshalb nur einen reduzierten Beitragssatz von 14,0 %, zzgl. einem kassenindividuellen Zusatzbeitrag. Wenn sie jedoch bei Bedarf ein gesetzliches Krankengeld beziehen möchten, wird der volle Beitragssatz von 14,6 % zuzüglich einem prozentualen, von der Kasse festgelegten Zusatzbeitrag fällig. Im Gegensatz zu Angestellten müssen Existenzgründer ihren Krankenkassenbeitrag allerdings allein tragen. Abhängig vom Einkommen fallen monatlich je nach Kasse mindestens 148,63 € bis maximal 656,25 € (plus Pflegeversicherung) an. Die Leistungen sind relativ einheitlich gestaltet, dennoch lohnt es sich, zusätzliche Wahltarife zu prüfen. Hier werden unterschiedliche Mehrleistungen angeboten. Die Mindestbemessungsgrenze für Selbständige beträgt derzeit 1.061,67 € (Stand: 2020).
Existenzgründerzuschuss und Einstiegsgeld nach Arbeitslosigkeit
Personen, die durch die Aufnahme einer hauptberuflichen selbständigen Tätigkeit ihre Arbeitslosigkeit beenden, können nach § 93 SGB III zur “Sicherung des Lebensunterhalts und zur sozialen Sicherung in der Zeit nach der Existenzgründung” einen sogenannten Gründungszuschuss erhalten. Voraussetzung ist, dass die Person bis zur Aufnahme der selbständigen Tätigkeit einen Anspruch auf Arbeitslosengeld I hat, der noch mindestens 150 Tage andauert. Betroffene können sich freiwillig gesetzlich oder auch privat versichern, sie haben also die Wahl zwischen den beiden Krankenversicherungssystemen.
ALG-II-Empfänger können nach § 16b SGB II demgegenüber das sogenannte Einstiegsgeld erhalten, wenn sie eine Existenzgründung vollziehen. Die Dauer der Bezuschussung ist auf maximal 24 Monate begrenzt und orientiert sich an der Dauer der Arbeitslosigkeit und der Größe der Bedarfsgemeinschaft des Existenzgründers. Das ALG-II bleibt von den zusätzlichen Zahlungen unberührt. Betroffene sind in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert.
Krankenversicherung bei bestimmten Unternehmens-Rechtsformen
Wesentlichen Einfluss auf die Wahl der richtigen Krankenversicherung hat nicht zuletzt die Rechtsform der gegründeten Firma. Danach entscheidet sich, ob man der gesetzlichen Versicherungspflicht unterliegt oder ein Wechsel in die private Krankenversicherung möglich ist.
Finanzierung der KSK – Wussten Sie?
Die Finanzierung der KSK funktioniert über zwei Wege: Zum einen beteiligt sich der Bund aus Steuermitteln, zum anderen über die Unternehmen, die künstlerische oder publizistische Dienstleistungen verwerten. Letzteres macht den größten Teil der Mittel der KSK aus, nämlich rund 60 Prozent. Solche Unternehmen können beispielsweise Verlage, Werbeagenturen oder Galerien sein. Bei der Verwertung einer solchen Dienstleistung muss das Unternehmen einen gewissen Anteil des Rechnungsbetrages an die KSK abführen.
Beachten Sie die Versicherungspflicht!
Folgende Personen unterliegen der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht, auch wenn sie freiberuflich oder selbständig berufstätig sind:
- Lehrer und Erzieher, die selbst regelmäßig keinen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigen
- Pflegepersonen, die ebenfalls keinen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigen
- Künstler und Publizisten
- Hausgewerbetreibende
Eine vollständige Liste ist im Sozialgesetzbuch enthalten (SGB VI § 2).
Daten und Fakten
Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn (IfM) hat herausgefunden, dass die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland wieder sinkt:
Jahr | Gründungen | Insolvenzen | Quote |
---|---|---|---|
2015 | 388.000 | 23.123 | 7,1 % |
2014 | 396.000 | 24.085 | 7,4 % |
2013 | 422.000 | 25.995 | 8,0 % |
2012 | 428.000 | 28.297 | 8,7 % |
2011 | 400.000 | 30.099 | 9,4 % |
Weitere Zahlen:
- Nach der Definition des IfM gilt weniger als die Hälfte (41,4%) der 361.300 Gewerbeanmeldungen im ersten Halbjahr 2016 als Existenzgründung.
- Knapp 73,9 Prozent der Existenzgründungen erfolgen in der Form von Einzelunternehmen.
- 42,8 Prozent davon wurden von Personen vollzogen, die keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Der Anteil ausländischer Existenzgründer ist der niedrigste seit dem 1. Halbjahr 2012.
- Der Anteil der Frauen ist im ersten Halbjahr 2016 mit 28,5 Prozent etwas höher als im gleichen Zeitraum 2015 (28,1 %).
- Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen fällt im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent geringer aus.
Checkliste: Das sollten Selbständige in der PKV beachten
Die Leistung der PKV testen
Um ein optimales Preis-Leistungsverhältnis zu erreichen, empfehlen Experten einen aktuelle PKV-Tests zu berücksichtigen. In diesen Test einbezogen werden aktuelle Berichte und Auswertungen von Stiftung Warentest und Finanztest. Mit der Kalkulation wird folgendes deutlich:
- Beiträge
- Tarifleistungen
- Serviceumfang
Die zweitgrößte Gruppe unter den Kunden der privaten Krankenversicherungen sind selbständige Berufstätige. Die private Krankenversicherung für Selbständige bietet zahlreiche Tarife mit erheblichen Beitragsunterschieden an. Wie groß die Unterschiede tatsächlich sind, hat nicht zuletzt die lang anhaltende Diskussion um die sogenannten Billigtarife der PKV deutlich gemacht.
Mit Hilfe folgender Checkliste kann jeder selbständig Tätige herausfinden, worauf bei der Wahl der Krankenversicherung besonders geachtet werden sollte. Auf dieser Grundlage können Sie für Ihre eigenen Bedürfnisse die beste Wahl treffen. Lesen Sie weitere Kriterien für eine gute PKV.
1. Der künftige PKV-Tarif sollte mindestens das Leistungsniveau der GKV umfassen, denn eine spätere Aufstockung ist im Regelfall ausschließlich nach einer weiteren Gesundheitsprüfung und Zustimmung der PKV möglich.
2. Bei Billigtarifen müssen deutliche Abstriche beim Versicherungsschutz gemacht werden, unter anderem in Bezug auf verschiedene Leistungen beim Arzt, bei Medikamenten und im Krankenhaus.
3. Die Höhe der jährlichen Selbstbeteiligung sollte transparent sein und darf die finanziellen Möglichkeiten des Verbrauchers nicht übersteigen, denn im Falle einer Krankheit kann sie nicht nach unten korrigiert werden.
4. Der Systemwechsel in die PKV sollte nur dann vollzogen werden, wenn die PKV-Beiträge, die sich bis zum Eintritt in das Rentenalter erhöhen, durch entsprechende Ersparnisse leistbar bleiben.
5. Wer bereits Mitglied in der privaten Krankenversicherung ist und mit seinem bisherigen Tarif nicht mehr zufrieden ist, der hat die Möglichkeit der Tarifoptimierung. Die über mehrere Jahre angesparten Altersrückstellungen bleiben somit erhalten.
Versicherungspflicht in allen Sozialkassen
Die allgemeine Versicherungspflicht erstreckt sich für Existenzgründer neben der Krankenversicherung auch auf das Pflegeversicherungssystem, welche automatisch an die Krankenversicherung gekoppelt ist. Bei einem Wechsel der Krankenkasse im Zuge der Existenzgründung ändert sich also gleichzeitig auch die Pflegeversicherung. Die Leistungen und Beiträge zur Pflegeversicherung variieren innerhalb der gesetzlichen und der privaten Pflegeversicherung kaum. Ergänzend zur regulären Pflegeversicherung können auch Existenzgründer bei privaten Anbietern Pflegezusatzversicherungen abschließen (z.B. Pflegekostenversicherung, Pflegerente). Stark verbreitet ist die zusätzliche Pflegetagegeldversicherung.
Sozialabgaben für Existenzgründer
Existenzgründer sind zudem verpflichtet, Beiträge an die Sozialkassen zu leisten. Seit dem 01. Januar 2009 gilt die allgemeine Versicherungspflicht zur Krankenversicherung. Aber auch für die übrigen Zweige der Sozialversicherung besteht laut Sozialgesetzbuch (SGB) eine Versicherungspflicht. Dazu zählen:
- die Rentenversicherung
- die Arbeitslosenversicherung
- die Pflegeversicherung und
- die Unfallversicherung
Existenzgründer können hier aber, abgesehen von einigen Ausnahmen, zwischen einer privaten und einer gesetzlichen Vorsorge wählen. Dabei gelten für die unterschiedlichen Versicherungen unterschiedliche Regelungen.
Die Beitragsberechnung erfolgt auf der Grundlage der aktuellen Bezugsgrößen und Bemessungsgrenzen, die für jeden Versicherungszweig unterschiedlich sind. Entscheidend ist hier die jährlich aktualisierte Beitragsbemessungsgrenze, nicht die Versicherungspflichtgrenze (Jahresarbeitsentgeltgrenze).
Mehrleistungen – Krankentagegeld
Existenzgründer sind angehende Selbständige und können daher ohne weiteres in die private Krankenversicherung (PKV) eintreten. Die Beiträge sind hier abhängig von Alter und Gesundheitszustand. Das Geschlecht ist wegen neuer Unisex-Tarife nicht mehr erheblich. Neben den Beiträgen für die Risikoabsicherung werden Altersrückstellungen gebildet, die dafür sorgen, dass die Beiträge trotz steigender Gesundheitskosten im Alter stabil bleiben.
Lesen Sie alles über Altersrückstellungen
Neben dem Basistarif bietet die PKV eine Vielzahl von Tarifen an, um den grundlegenden Versicherungsschutz nach den individuellen Bedürfnissen zu erweitern. Auch das Krankentagegeld über einen PKV-Anbieter sollte als Leistung berücksichtigt werden, denn der Ausgleich des Verdienstausfalles ist bei Krankheit besonders wichtig und sollte deshalb mit einem Tarif für Krankentagegeld abgesichert werden.
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