Wissenswertes und Hintergrundinformationen zur EHEC-Infektion
Im Mai 2011 erkrankten vermehrt Personen v.a. an blutigem Durchfall und dem sogenannten „hämolytisch-urämischen Syndrom“.
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Die Zahl der Infektionsopfer bezifferten die Gesundheitsbehörden auf knapp 2.500 Personen. Rund 35 unter ihnen starben an den Darmbakterien oder der Folgeerkrankung von EHEC. Die Ausbruchswelle zählt zu einer der weltweit größten bislang registrierten und zum größten EHEC-Ausbruch in Deutschland. Betroffene einer EHEC-Infektion leiden zunächst an Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie unter Umständen auch an wässrigem und blutigem Durchfall. Die EHEC-Epidemie brachte eine bis dahin unbekannte, schwere Verlaufsform eines hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) mit Durchfall ans Tageslicht. Beinahe alle betroffenen Personen lebten in Norddeutschland oder hielten sich dort zumindest zeitweise im April und Mai 2011 auf.
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Wo kommt EHEC vor?
EHEC wird vor allem in rohen und unzureichend erhitzten Lebensmitteln nachgewiesen, die vom Tier stammen. Dies können folgende Produkte sein:
- Rohmilch und Erzeugnisse daraus
- rohes oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch von Wiederkäuern
- streichfähige Rohwurst (z.B. Teewurst).
Sprossen als Hauptinfektionsquelle 2011
Die so genannten „Enterohämorrhagische Escherichia coli“, kurz EHEC, sind bestimmte krankheitsauslösende Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli (E.coli). Der Erreger und die von ihm verursachten Infektionskrankheiten treten weltweit auf. Eine Ansteckung mit den gefährlichen Darmbakterien erfolgt in den meisten Fällen durch direkte oder indirekte Aufnahme von Fäkalspuren sowie durch rohes Fleisch und Rohmilch. Außerdem ist eine Übertragung von Mensch zu Mensch (Schmierinfektion) sowie eine Übertragung durch Mensch-Tier-Kontakte möglich.
In Bezug auf die EHEC-Epidemie 2011 wurde zunächst ein erhöhtes Krankheitsrisiko insbesondere durch die Aufnahme von Tomaten, Gurken und Salat angenommen. Eine Analyse der Vertriebswege hat jedoch ergeben, dass der Verzehr von Sprossen aus einem niedersächsischen Erzeugerbetrieb mit den EHEC/HUS- Fällen in Verbindung steht. Eine Infektion mit EHEC-Bakterien muss nicht immer mit Komplikationen einhergehen. Unter Umständen können sie auch ohne Symptome verlaufen. Die EHEC-Fälle des Jahres 2011 wiesen jedoch eine besondere Aggressivität in Bezug auf die EHEC-Symptome auf.
Das HUS-Syndrom als schwere Komplikation bei EHEC
Die Mehrheit der in Auswirkung einer EHEC-Infektion verstorbenen Personen erlagen den Folgen des sogenannten HUS-Syndroms. Dabei wird bei Betroffenen häufig die Nierenfunktion beeinträchtigt.
Informationen zur EHEC-Infektion
Nach § 6 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) sind Infektionen mit EHEC meldepflichtig, sofern:
- ein HUS-Syndrom vorliegt
- mehr als zwei Personen erkrankt sind
- der Erkrankte in einem Lebensmittel- oder Gaststättengewerbe tätig ist
Die bundesweite Meldepflicht besteht seit 1998. Zudem müssen Laborärzte jeden Nachweis eines EHEC-Stammes unverzüglich beim zuständigen Gesundheitsamt melden.
EHEC-Symptome und Inkubationszeit
In der Regel beträgt die Inkubationszeit bei den Escherichia coli drei bis vier und maximal zehn Tage. Die Symptome sind recht eindeutig: Nach Ausbruch der Erkrankung leiden Betroffene zunächst an:
- blutigem und wässrigem Durchfall
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen
Eine EHEC-Infektion kann sich auch zu einer dauerhaften Enterohämorrhaghischen Colitis, d.h. einer schweren Entzündung des Darms ausweiten. Dabei zerstören Toxine die Zellen der Darmwand und der Blutgefäßwände, bei schwerem Verlauf sind auch Gehirn und Nieren betroffen. Zudem hängt die Gefahr, ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) zu erleiden, unter anderem von Veranlagung und Alter des Patienten ab. Die Inkubationszeit beträgt hier bis zu zehn Tage.
BfR-Empfehlung: Küchenhygiene reduziert Infektionsrisiko
Viele Verbraucher verzichteten in den Sommermonaten 2011 auf den Verzehr verschiedener Gemüsesorten. Das Infektionsrisiko über Nahrungsmittel lässt sich jedoch schon unter Einbehaltung bestimmter Hygieneempfehlungen reduzieren:
- Lebensmittel nur mit sauberen Händen bearbeiten
- wenn immer möglich Speisen gut durcherhitzen
- reine und unreine Arbeitsschritte trennen (d.h. ungewaschene Produkte nicht mit genussfertigen Produkten auf der Arbeitsfläche in Berührung bringen)
- die Bearbeitung von rohen und erhitzten Lebensmitteln trennen
- Vorsicht vor Tropfflüssigkeiten (z.B. das Tauwasser von gefrorenem Geflügel), diese enthalten Mikroorganismen und können Hände, Tische, Ablagen und Geräte verunreinigen
- Haushaltsgeräte (z.B. Schneidebretter, Messer, Löffel) beim Wechsel der bearbeiteten Produkte zuvor gründlich mit heißem Wasser reinigen
- Lagerung von rohen und zubereiteten Produkten immer im Kühlschrank, denn die Kühlung verhindert oder verlangsamt die Vermehrung von Mikroorganismen
- Spülutensilien und Lappen häufig wechseln oder bei mindestens 70 Grad Celsius waschen, da sie feucht und nach Benutzung keimbelastet sind
Diagnostik beim Arzt
Bei Verdacht auf eine EHEC-Infektion nimmt der Arzt eine Blutuntersuchung vor und testet dabei vor allem auf:
- zerstörte rote Blutkörperchen
- spezifische EHEC-Antikörper
- Bakteriengifte (Toxine)
Auch eine Stuhluntersuchung auf vorhandene EHEC-Stämme ist Routine, jedoch erst drei Tage nach einer Ansteckung möglich.
Therapie von EHEC
Die Therapie einer EHEC-Infektion erfolgt in erster Linie symptomorientiert. Eine Antibiotika-Therapie könnte sich aufgrund der vermehrten Toxinausschüttung bei der Abtötung der Bakterien contraproduktiv auswirken. Wichtig ist den durch Durchfälle induzierten Flüssigkeits- und Salzverlust ausreichend auszugleichen. Schwere Krankheitsverläufe wie unter anderem beim HUS-Syndrom müssen stationär behandelt werden.
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Lage hat sich entspannt
Vor allem im Sommer 2011 war die Panik in großen Teilen der Bevölkerung groß, doch in der zweiten Hälfte des Jahres hat sich die Lage merklich entspannt, vor allem nachdem verseuchte Sprossenkeime als Infektionsquelle ausgemacht wurden. Doch der EHEC-Erreger ist nie ganz verschwunden und es kommt immer wieder zu Krankheitsfällen. daher geben auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Robert-Koch-Institut (RKI) weiterhin Empfehlungen zur Vorbeugung:
- die üblichen Hygieneempfehlungen im Umgang mit Lebensmitteln und Patienten sollten streng befolgt werden
- alle Personen mit Durchfall sollten darauf achten, strikte Hände-Hygiene einzuhalten und dies insbesondere gegenüber Kleinkindern und immungeschwächten Personen
- Personen mit blutigem Durchfall sollten umgehend den Arzt aufsuchen
- Ärzte sollten bei diesen Patienten einen EHEC-Nachweis (im Stuhl) anstreben und sie bei ersten Anzeichen von HUS an geeignete Behandlungszentren überweisen
- diagnostizierende Laboratorien sollten bei Erregernachweis geeignete Proben an das Nationale Referenzzentrum für Salmonellen und andere Enteritiserreger am RKI (Standort Wernigerode) senden
- Labore und Ärzte müssen laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) sowohl mikrobiologisch nachgewiesene EHEC-Infektionen, als auch das Krankheitsbild des HUS bereits bei Verdacht unverzüglich an das örtliche Gesundheitsamt melden
- Rohmilch sollte vor dem Verzehr abgekocht werden
- rohes Obst und Gemüse vor dem Konsum gründlich waschen oder sogar abschälen.
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