Ärzte-Honorare – Aktuelle Regelungen der Gebührenordnung (GOÄ)
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Auch Ärzte sind von Reformen betroffen. Die seit dem 01. Januar 2009 gültige Vergütungsordnung für Ärzte bleibt vorerst bestehen, wird jedoch in verschiedenen Punkten nach und nach modifiziert. Zudem wird es zu Kürzungen bei den Honoraren kommen.
In der Vergangenheit war die Ärztevergütung starken Schwankungen unterworfen – regional, aber auch zeitlich. So konnten Ärzte in bestimmten Regionen mehr verdienen als in anderen. Die neuen gesetzlichen Regelungen sollen die Honorare langfristig stabilisieren und so für mehr Planungssicherheit und Gerechtigkeit sorgen.
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Honorarkürzung bei Zahnärzten
Eines der Hauptziele der Gesundheitsreform ist es, Kosten zu sparen. Davon werden besonders die Zahnärzte betroffen sein. Der Honorarzuswachs für Zahnärzte wird auf die Hälfte reduziert. Somit dürfen sich die Punktwerte und die Gesamtvergütungen für die Leistungen, ausgenommen dem Zahnersatz, von Vertragszahnärzten zwischen 2011 und 2012 jeweils höchstens um die Hälfte erhöhen. Diese Begrenzung des zahnärztlichen Honorarvolumens gilt aber nicht für die Individualprophylaxe beziehungsweise Früherkennung.
Die Ärzte-Gebührenordnung
Die aktuelle Gebührenordnung für Ärzte ist zum 1. Januar 2009 in Kraft getreten. Diese sieht vor, dass jedem Arzt für eine Leistung ein bestimmter Punktwert zugeordnet wird, welcher einen entsprechenden Euro-Wert besitzt (Euro-Gebührenordnung).
Für jeden Patienten erhalten die Ärzte einen Pauschalbetrag zuzüglich Einzelleistungsvergütungen. Dieses System hat im Vorfeld zahlreiche Proteste auf Seiten der Mediziner hervorgerufen. Sie kritisierten, dass das Gesamtbudget gedeckelt und damit das Entgelt letztlich begrenzt bleibe. Die Veränderungen in der GOÄ wurden u.a. in folgender Zielsetzung geschaffen:
- Vereinfachung des ärztlichen Vergütungssystems sowie dessen Entbürokratisierung
- verstärkte Transparenz der Honorare sowie eine verstärkt leistungsgerechte Honorierung
- Kalkulationssicherheit für Ärzte
- Abbau von Über- und Unterversorgung
Gebührenminderungspflicht
Erbringt ein niedergelassener Arzt auf Veranlassung eines Krankenhausarztes eine Leistung für einen im Krankenhaus stationär behandelten privaten Patienten, so unterliegt sein Honoraranspruch einer Gebührenminderung. Diese ärztliche Leistung muss auch dann unter dem Aspekt der Gebührenminderungangesehen werden, wenn der Patient in der Praxis des Arztes ohne Inanspruchnahme von Einrichtungen, Mitteln und Diensten des Krankenhauses erbracht werden.
Der Privatpatient zahlt die Kosten einerseits über die Pflegesätze oder Sonderentgelte und andererseits über die Privatliquidation. Deshalb gibt es einen Abzug für den Wahl- oder Belegarzt. Nach § 6a Abs. 1 GOÄsind die Gebühren einschließlich der darauf entfallenden Zuschläge um 25 Prozent zu mindern, sofern es sich um:
- vollstationäre
- teilstationäre sowie
- vor- und nachstationäre privatärztliche Leistungen handelt.
Für Belegärzte und andere niedergelassene Ärzte beträgt die Minderung 15 Prozent. Da eigentlich ein Abzug von 50 Prozent notwendig ist, gleicht die Gebührenminderung die Kosten nicht aus. Somit kommt der Privatpatient für eine Leistung zweimal auf.
Neuregelung Arzneimittelverordnung
Grundsätzlich bleiben Vertragsärzte bei der Verschreibung von Medikamenten frei, dennoch kann eine Wirtschaftlichkeitsprüfung im Sinne der der Arzneiverordnung vorgenommen werden. Bei bestimmten Arzneien, die zur Spezialtherapie von schweren Erkrankungen verordnet werden, muss eine ärztliche Zweitmeinung eingeholt werden, dies soll einerseits den Therapieerfolg sicher stellen, andererseits für mehr Patientensicherheit sorgen (zum Beispiel bei neuen und innovativen Präparaten).
Gebührenerhebung der Heilpraktiker
Bei Heilpraktikern werden keine Mindest- oder Höchstumsätze festgelegt. Es gelten die üblichen Gebührensätze für Heilpraktiker, die im Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker von 1985 verankert sind. Wurde zwischen dem Heilpraktiker und dem Patienten keine ausdrückliche Vereinbarung getroffen, kann der Heilpraktiker davon ausgehen, dass die in dem GebüH festgesetzten Gebühren als angemessen angesehen werden können. Im Gegensatz zum GOÄ oder GOZ ist das GebüH somit nicht bindend für den Heilpraktiker.
Reicht ein Versicherungsnehmer die Behandlungskosten bei seiner privaten Krankenversicherung oder einer Behörde zur Gewährung von Beihilfe ein, erstattet diese die Kosten für den Heilpraktiker, indem sie sich nach dem Gebührenverzeichnis richtet. In der Regel werden die Kosten für die erbrachten Leistungen eines Heilpraktikers von der privaten Krankenversicherung erstattet. Gesetzlich Versicherte müssen dagegen für eine solche Behandlung selbst aufkommen.
Weitere Neuregelungen durch die Gesundheitsreform
Gesundheitsreform | Veränderungen in der GO |
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neue Vergütungsordnung für Hausärzte | Hausärzte erhalten keine Extravergütungen für Hausarztverträge mehr, das Vergütungsniveau wird auf das der Regelversorgung begrenzt, für bereits abgeschlossene rechtskräftige Verträge erhalten die Hausärzte jedoch weiterhin höhere Zahlungen |
Versorgungspflicht im Basistarif | Kassenärzte sind weiterhin verpflichtet, Patienten im Basistarif bzw. Standardtarif zu versorgen |
Krankenkassen tragen Morbiditätsrisiko | Steigt der Behandlungsbedarf aufgrund mehr älterer oder kranker Patienten (Morbidität), müssen die Krankenkassen das Risiko dafür tragen, in dem sie mehr Geld für die Behandlung zur Verfügung stellen (morbiditätsorientierter Risikostrukturausgleich („Morbi-RSA“) |
Die neue Gebührenordnung für Zahnärzte
Am 16.11.2011 hat das Bundeskabinett die neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) verabschiedet, sodass sie am 01.01.2012 in Kraft treten konnte. Das Ausfertigungsdatum der bisherigen Ordnung war der 22.10.1987, sodass diese Gebührenordnung schon sehr veraltet war. Einige der wichtigsten Änderungen sind nachfolgend aufgelistet:
Mundhygienestatus
- diese Untersucherung mit der Nummer 1000 (alt: 100) kann in Zukunft zusammen mit der Untersuchung 0010 (alt: 001 / eingehende Untersuchung zur Feststellung von Erkrankungen) durchgeführt werden
- dies gilt aber nur, wenn die Untersucherungen einem anderen Zweck als der „Erstellung des Mundhygienestatus und eingehende Unterweisung zur Vorbeugung gegen Karies und parodontale Erkrankungen“
- Mindestdauer für diese Leistung: 25 Minuten
Fluoridierung
- Nummer der Behandlung: 1020 (alt: 102)
- nun auch zur Kariesvorbeugung und Kariesbehandlung
- bis zu viermal im Jahr möglich
- mehr als vier Behandlungen im Jahr werden als medizinisch nicht notwendig eingestuft
Anwendungen mit Schiene
- wurde neu eingeführt; Leistungsnummer: 1030
- Beschreibung: „Lokale Anwendung von Medikamenten zur Kariesvorbeugung oder initialen Kariesbehandlung mit einer individuell gefertigten Schiene als Medikamententräger, je Kiefer“
- die zahntechnischen Laborkosten für die Herstellung der Schiene werden gesondert berechnet
Professionelle Zahnreinigung
- wurde mit der Leistungsnummer 1040 neu aufgenommen
- „Die Leistung umfasst das Entfernen der supragingivalen/gingivalen Beläge auf Zahn- und Wurzeloberflächen einschließlich Reinigung der Zahnzwischenräume, das Entfernen des Biofilms, die Oberflächenpolitur und geeignete Fluoridierungsmaßnahmen, je Zahn oder Implantat oder Brückenglied“
- im Zusammenhang mit dieser Behandlung werden oft auch folgende weitere Behandlungen durchgeführt: Mundhygienestatus (1000), Kontrolle des Übungserfolgs (1010), Entfernung von scharfen Kanten (4030), Politur von vorhandenen Füllungen (2130) oder Konturieren von Füllungsrändern (2320)
Darüberhinaus gab es noch weitere Änderungen im Zusammenhang mit den GOZ-Paragraphen. Die Bundeszahnärztekammer hat die neue Gebührenordnung für Zahnärzte mit einem Kommentar zu den aktuellen Änderungen herausgegeben.
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