PKV: Stabilität und Reformbedarf bei Prävention und Gebührenordnung
Die private Krankenversicherung (PKV) zeigt sich trotz wachsender Herausforderungen stabil, doch die Branche steht unter Reformdruck. Eine aktuelle Analyse von Zielke Research hebt sowohl positive Aspekte wie Wettbewerbsfähigkeit und solide Anbieter hervor, als auch Schwächen in den Bereichen Prävention und Gebührenordnung. Während die PKV weiterhin attraktive Beitragsvorteile gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bietet, verhindern regulatorische Hürden Innovationen bei Präventionsmaßnahmen.
KKZ-Überblick
- Stabilität: Große Unterschiede in Solvenzquoten; Allianz, Debeka, Signal Iduna, LVM und Continentale als besonders solide bewertet.
- Beitragsvorteile: Durchschnittlicher PKV-Beitrag liegt bei 623 Euro monatlich, deutlich unter dem GKV-Höchstbeitrag von 943 Euro ab 2025.
- Reformbedarf: Veraltete Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) und fehlende Präventionsprogramme als zentrale Kritikpunkte.
- Politische Diskussion: Abschaffung der PKV bleibt ein Thema, jedoch mit fragwürdigen Einsparpotenzialen.
Solvenz und Stabilität der PKV-Anbieter
Die Zielke-Studie zeigt große Unterschiede innerhalb der Branche: Während einige kleinere Gesellschaften Solvenzquoten unter 300 Prozent aufweisen, erreichen andere wie Allianz, Debeka oder Signal Iduna Werte über 700 Prozent. Diese Anbieter gelten als besonders solide und gut diversifiziert. Gleichzeitig wurden „Warnhinweise“ für Central, Inter und Hallesche ausgesprochen – hier sei die Eigenkapitaldecke zu schwach, um Rückgänge der Solvenzquote abzufedern.
Beitragsvorteile gegenüber der GKV
Die PKV bleibt insbesondere für Höchstverdiener attraktiv. Der durchschnittliche Beitrag liegt mit 623 Euro monatlich deutlich unter dem Höchstbeitrag der GKV von 943 Euro ab 2025. Trotz wachsender Ausgaben für Pflege, Medikamente und ambulante Leistungen bietet die PKV somit weiterhin finanzielle Vorteile.
Reformdruck bei Gebührenordnung und Prävention
Veraltete Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)
Ein zentraler Kostenfaktor ist die seit Jahren nicht reformierte GOÄ. Die PKV sichert durch höhere Vergütungen Innovationen und eine hochwertige medizinische Versorgung. Doch fehlende Anpassungen an moderne Behandlungen führen zu Fehlanreizen und ineffizienten Strukturen. Der SFCR-Bericht kritisiert die Blockadehaltung der Politik scharf: Die gescheiterten Verhandlungen zur GOÄ-Reform zeigen den dringenden Handlungsbedarf.
Fehlende Präventionsmaßnahmen
Während die GKV längst Bewegungs- und Gesundheitsprogramme fördert, verhindert die enge Auslegung des Versicherungsbegriffs durch die BaFin ähnliche Entwicklungen im privaten Bereich.
Zielke Research betont: „Prävention darf kein Fremdwort mehr sein.“ Maßnahmen wie Gesundheitscoaching oder Frühdiagnostik könnten langfristig nicht nur Kosten senken, sondern auch die Qualität der Versorgung verbessern.
Politische Diskussion: Abschaffung der PKV?
Wie in jedem Wahljahr wird die Abschaffung der PKV erneut diskutiert. Linke und grüne Stimmen argumentieren mit vermeintlichen Einsparpotenzialen durch einen Systemwechsel. Laut Zielke Research ist dies jedoch ein Trugschluss: Privatversicherte sind im Durchschnitt älter und verursachen höhere Kosten. Eine Integration in die GKV würde dort voraussichtlich zu einem Beitragsanstieg führen.
Chancen und Herausforderungen
Die PKV bleibt ein stabiler Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems mit klaren Vorteilen für bestimmte Zielgruppen. Doch fehlende Reformen bei der Gebührenordnung und die Blockade von Präventionsmaßnahmen hemmen Innovationen und Effizienzsteigerungen. Die Branche muss sich diesen Herausforderungen stellen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und ihre Rolle im dualen System zu stärken.