Ohne Angst ins Krankenhaus: Wie Patientinnen und Patienten ihre Sorgen überwinden können
Ein Drittel der Deutschen hat Angst vor einem bevorstehenden Klinikaufenthalt. Besonders Frauen sind betroffen: 42 Prozent äußern Sorgen, während es bei Männern 27 Prozent sind. Die Gründe reichen von der ungewohnten Umgebung mit Neonlicht, langen Gängen und viel Technik bis hin zur Unsicherheit durch die Fachsprache und die Ungewissheit über den Ablauf der Behandlung. Doch es gibt Wege, diese Ängste zu bewältigen und den Krankenhausaufenthalt entspannter zu erleben.
KKZ-Überblick
- Häufigkeit: Ein Drittel der Bevölkerung hat Angst vor Klinikaufenthalten, Frauen häufiger als Männer.
- Projekt „Angstfreies Krankenhaus“: Im Krankenhaus Waldfriede in Berlin werden Patientinnen und Patienten durch intensive Gespräche und Begleitung unterstützt.
- Positive Effekte: Weniger Stress vor Operationen, geringerer Bedarf an Narkosemitteln, niedrigere Herzfrequenz und Blutdruck.
- Empfehlungen: Offene Kommunikation mit dem Klinikpersonal, gezielte Vorbereitung und kleine persönliche Rituale helfen, Ängste zu reduzieren.
Das Projekt „Angstfreies Krankenhaus“: Mehr Gespräche, mehr Vertrauen
Im Berliner Krankenhaus Waldfriede engagiert sich Oberarzt Dr. Michael Volland seit 14 Jahren für das Projekt „Angstfreies Krankenhaus“. Hier arbeiten Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und psychologisch geschulte Seelsorger als „Patientenbegleiter“ eng zusammen. Sie stehen den Patientinnen und Patienten ab dem ersten Gespräch zur Seite und begleiten sie bei Bedarf bis kurz vor die Operation.
Diese intensive Betreuung und Kommunikation stärkt das Vertrauen und wirkt sich messbar positiv aus: Patientinnen und Patienten, die begleitet werden, zeigen vor der Narkoseeinleitung eine niedrigere Herzfrequenz und einen niedrigeren Blutdruck. Auch der Bedarf an Narkosemitteln sinkt, was den Eingriff insgesamt sicherer macht.
Was Patientinnen und Patienten selbst tun können
Wer Angst vor dem Krankenhaus hat, sollte das Klinikpersonal gezielt auf seine Sorgen ansprechen. Schon das Aussprechen der Angst kann helfen, Unsicherheiten zu klären. Es ist sinnvoll, konkrete Fragen zu stellen: Wie sieht der OP-Saal aus? Wie läuft die Narkose ab? Gibt es die Möglichkeit, sich die Räumlichkeiten vorab anzusehen oder Fotos zu bekommen? Solche Informationen helfen, die eigenen Vorstellungen zu korrigieren und den „Horrorfilm“ im Kopf durch realistische Bilder zu ersetzen.
Kleine Rituale können ebenfalls beruhigen: Das Hören der Lieblingsmusik oder der Duft eines vertrauten Öls wirken entspannend – zumindest bis kurz vor dem Eingriff. Wichtig ist auch, sich bewusst zu machen, warum der Krankenhausaufenthalt notwendig ist: Die Chancen auf Heilung oder Besserung sind mit einer Behandlung meist deutlich höher als ohne.
Praktische Tipps zur Angstbewältigung im Krankenhaus
- Offen über Ängste sprechen: Das Klinikpersonal ist geschult und kann gezielt auf Sorgen eingehen.
- Informationen einholen: Fragen zu Abläufen, Räumlichkeiten und Behandlungsmöglichkeiten helfen, Unsicherheiten abzubauen.
- Vertraute Dinge mitnehmen: Musik, ein Lieblingsduft oder ein kleines Erinnerungsstück können beruhigen.
- Positive Perspektive einnehmen: Den Fokus auf die Chancen und Vorteile der Behandlung richten.
Mit gezielter Vorbereitung, offener Kommunikation und Unterstützung durch das Klinikpersonal lässt sich die Angst vor dem Krankenhaus deutlich reduzieren. Das Beispiel des Projekts „Angstfreies Krankenhaus“ zeigt, wie wichtig ein vertrauensvolles Miteinander für das Wohlbefinden und die Genesung der Patientinnen und Patienten ist.