Eine Milliarde Kinder sind weltweit durch den Klimawandel akut gefährdet

Klimawissen und Bewältigungsstrategien fehlen in den meisten Bildungssystemen. Zum Internationalen Tag der Erde am 22. April fordern die SOS-Kinderdörfer eine grundlegende Reform der Klimabildung, um Kinder besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

KKZ-Überblick

  • 920 Millionen Kinder leiden bereits unter Wasserknappheit, 820 Millionen unter Hitzeperioden
  • Bildungssysteme vermitteln unzureichend Klimawissen und Anpassungsstrategien
  • 91 Prozent der Jugendlichen wünschen sich umfassendere, praxisnahe Klimabildung
  • Weniger als 40 Prozent der Lehrkräfte fühlen sich kompetent, Klimawandel zu unterrichten
  • Nur knapp drei Prozent der internationalen Klimafinanzierung fördern Projekte mit Kinder- und Jugendbeteiligung

Kinder im Klimawandel: Gefahr, Wissen, Forderungen

Klimawandel bedroht Kinder massiv

Der Klimawandel stellt eine der größten globalen Herausforderungen für Kinder dar. Dürren, Überschwemmungen, Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit sind laut SOS-Kinderdörfer bereits heute Alltag für eine Milliarde Kinder weltweit. Besonders betroffen sind Regionen des globalen Südens, in denen die Folgen der Erderwärmung am stärksten spürbar sind. Der aktuelle Klima-Risiko-Index zeigt: 920 Millionen Kinder sind von Wasserknappheit, 820 Millionen von Hitzewellen betroffen. Diese Zahlen werden laut dem Weltrisiko-Bericht 2024 weiter steigen, sodass Kinder künftig mit drei- bis viermal so vielen extremen Klimaereignissen konfrontiert sein werden.

Klimabildung bleibt weit hinter den Erfordernissen zurück

Trotz dieser dramatischen Lage ist die Vermittlung von Klimawissen und Bewältigungsstrategien in den Bildungssystemen der meisten Länder bislang unzureichend verankert. Eine UNESCO-Umfrage unter Jugendlichen aus 166 Ländern zeigt: 70 Prozent der Schüler sind mit der Unterrichtsqualität zum Thema Klima unzufrieden, 91 Prozent wünschen sich praxisnähere Klimabildung. Auch die Lehrkräfte fühlen sich oft überfordert: Laut einer Umfrage der Bildungsinternationale in 144 Ländern gaben weniger als 40 Prozent an, das Ausmaß des Klimawandels kompetent vermitteln zu können. In 27 von 80 untersuchten Ländern fehlt Klimawissen sogar komplett in der Lehramtsausbildung.

„Die klimatischen Herausforderungen, mit denen die Kinder in der Zukunft zu tun haben werden, sind gewaltig. Es muss oberste Priorität haben, gerade Kinder in den stark betroffenen Ländern des globalen Südens widerstandsfähiger zu machen und ihnen das nötige Wissen zu vermitteln.“ so Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer

Kinder und Jugendliche kaum an Klimafinanzierung beteiligt

Obwohl Kinder ein Recht darauf haben, als Umweltakteure respektiert und einbezogen zu werden, spiegelt sich dies kaum in der internationalen Klimafinanzierung wider. Nur knapp drei Prozent der Mittel aus wichtigen Klimafonds unterstützen Projekte mit Kinder- und Jugendbeteiligung. In der globalen Klimadebatte und bei der Finanzierung von Bildungsmaßnahmen werden Kinder weiterhin zu wenig berücksichtigt.

SOS-Kinderdörfer: Engagement für Klimaresilienz und Bildung

Klimaschutz und Kinderschutz gehören zusammen

Die SOS-Kinderdörfer sehen den Schutz von Kindern und Klimaschutz als untrennbar verbunden an. Ziel ist es, Familien so zu stärken, dass sie trotz Klimakrise in ihrer Heimat bleiben können. Dazu setzt die Organisation auf verschiedene Projekte:

  • Klimaresistente Anbaumethoden: Familien werden in nachhaltiger Landwirtschaft geschult, um Ernteausfälle zu vermeiden
  • Bildung für nachhaltige Berufe: Jugendliche und Erwachsene erhalten Zugang zu Weiterbildungen, die auf grüne Jobs vorbereiten
  • Förderung von Umweltwissen und Engagement: Kinder und Jugendliche werden gezielt in Umwelt- und Klimaschutzprojekte eingebunden, um ihre Anpassungs- und Bewältigungsfähigkeiten zu stärken

Forderungen zum Tag der Erde

Die SOS-Kinderdörfer fordern anlässlich des Internationalen Tags der Erde:

  • Verankerung von Klimawissen und Resilienztraining in allen Bildungssystemen
  • Stärkere Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Klimaschutzprojekten
  • Erhöhung des Anteils der Klimafinanzierung für Projekte mit Kinder- und Jugendbeteiligung

Bildung als Schlüssel zur Klimaresilienz

Die Herausforderungen des Klimawandels für Kinder sind enorm. Nur durch umfassende, praxisnahe Klimabildung und gezielte Einbindung in Anpassungsmaßnahmen können Kinder widerstandsfähig werden. Die Forderungen der SOS-Kinderdörfer zeigen: Es braucht einen grundlegenden Wandel in der Bildungs- und Klimapolitik, damit die nächste Generation nicht nur Opfer, sondern aktive Gestalter der Zukunft wird.