Beitragssatzsteigerungen: AOK fordert Reformen und mehr Effizienz im Gesundheitssystem

Die steigenden Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung sorgen für große Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbandes zeigt, dass 86 Prozent der Deutschen mit weiteren Beitragssatzsteigerungen noch in diesem oder im kommenden Jahr rechnen. Die Belastung durch die bereits erfolgten Erhöhungen ist spürbar, und die Forderungen nach einer nachhaltigen Stabilisierung des Gesundheitssystems werden lauter.

KKZ-Überblick

  • Beitragssatzsteigerungen: Zusatzbeitrag der GKV stieg von 1,7 % auf 2,92 %, SPV-Beitragssatz um 0,2 Prozentpunkte erhöht.
  • Belastung: Fast jeder zweite Befragte fühlt sich durch die Erhöhungen belastet; in Ostdeutschland sogar die Mehrheit (52 %).
  • Effizienzprobleme: 70 % der Befragten glauben, dass Beitragsgelder ineffizient eingesetzt werden und zu viel Geld verschwendet wird.
  • Reformbedarf: AOK fordert tiefgreifende Strukturreformen und mehr Koordination im System.
  • Prognose: GKV-Ausgaben steigen 2025 voraussichtlich auf 341 Milliarden Euro – ein Plus von 20 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr.

Beitragserhöhungen belasten Versicherte

Zum Jahreswechsel mussten die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen ihre Beiträge deutlich anheben. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stieg um über 1,2 Prozentpunkte auf 2,92 Prozent, während der Beitragssatz der sozialen Pflegeversicherung (SPV) um 0,2 Prozentpunkte erhöht wurde. Diese Entwicklungen treffen viele Versicherte hart: Laut Umfrage fühlen sich fast die Hälfte der Befragten durch die Erhöhungen belastet, in Ostdeutschland sogar die Mehrheit.

Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, kritisiert: „Seit Jahren lässt man die Sozialversicherungsbeiträge laufen und dehnt die Belastungsgrenzen der gesetzlich Versicherten aus. Das darf nicht so weitergehen!“

Effizienzprobleme im Gesundheitssystem

Ein zentrales Problem ist laut Umfrage die Wahrnehmung der ineffizienten Mittelverwendung im Gesundheitssystem. Nur 20 Prozent der Befragten glauben, dass Beitragsgelder „im Großen und Ganzen wirtschaftlich eingesetzt“ werden. Demgegenüber sind 70 Prozent überzeugt, dass zu viel Geld verschwendet wird – etwa durch veraltete Strukturen oder unkoordinierte Prozesse.

Die AOK-Vorsitzende warnt vor einer Verfestigung dieses Eindrucks: „Es versickert heute zu viel Beitragsgeld in veralteten und unkoordinierten Strukturen. Die Versicherten merken einerseits immer mehr Belastungen und stoßen andererseits an Grenzen des Systems – etwa durch lange Wartezeiten auf Facharzttermine.“

Forderung nach Strukturreformen

Die AOK sieht keine Alternative zu tiefgreifenden Strukturreformen im deutschen Gesundheitssystem. Dr. Reimann betont: „Wir brauchen einfach mehr Koordination und Effizienz in der GKV und SPV.“ Ziel müsse es sein, Über-, Unter- und Fehlversorgung zu reduzieren und die vorhandenen Mittel besser einzusetzen.

Ein Beispiel für den Reformbedarf sind die prognostizierten Ausgaben der GKV für das Jahr 2025: Diese sollen rund 341 Milliarden Euro betragen – ein Anstieg von etwa 20 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser enormen Summen gibt es weiterhin gravierende Probleme bei der Versorgung.

Forderungen an die Politik

Mit Blick auf die laufenden Koalitionsgespräche fordert die AOK ein glaubwürdiges Signal für eine nachhaltige Beitragsstabilisierung. Der Bund müsse seiner Finanzverantwortung nachkommen und gleichzeitig Maßnahmen zur Ausgabenkontrolle ergreifen.

91 Prozent der Befragten halten eine Stabilisierung der Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung für sehr wichtig oder eher wichtig. Die Politik steht unter Druck, Lösungen zu finden, um das Vertrauen in das System wiederherzustellen.

Zeit für Veränderungen

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf im deutschen Gesundheitssystem. Die steigenden Beiträge belasten nicht nur Versicherte finanziell, sondern auch das Vertrauen in die Effizienz des Systems. Die AOK fordert umfassende Reformen, um das System zukunftsfähig zu machen und gleichzeitig die Versorgung zu verbessern – eine Herausforderung für Politik und Krankenkassen gleichermaßen.